– JRS Uganda

Kleines Land, große Herausforderungen

Uganda ist mit knapp 1,5 Millionen registrierten Flüchtlingen das größte Aufnahmeland in Afrika. Christina Zetlmeisl, seit 2021 Direktorin des Jesuiten-Flücht­lings­dienstes (JRS) Uganda, berichtet über die schwierige Arbeit im Angesicht neuer Fluchtbewegungen und der Bedrohung durch Corona und Ebola.

Seit Beginn des Jahres hat Uganda aufgrund von wieder angefachten Kämpfen der Bewegung M23, eine Rebellengruppe in der Demokratischen Republik Kongo, mehr als 66.000 neue Flüchtlinge im Südwesten des Landes aufgenommen.

Die Versorgungslage ist trotz vieler helfender Hände unzulänglich und die Zahlen schwanken täglich. Die meisten kongolesischen Flüchtlinge schauen, dass sie nach kurzer Zeit wieder in die Heimat zurück­kehren, sobald sich die Sicherheitslage zumindest etwas stabilisiert hat. Viele zögern, sich offiziell als Flüchtlinge zu registrieren, da sie dann in ein nahegelegenes Flüchtlingscamp umgesiedelt werden.

Mehr als nur ein Tropfen auf dem heißen Stein

Wir konnten in der akut betroffenen Grenzregion dank einer Spende helfen und Decken, Bettlaken, Kleidung und Schuhe vor allem für Kinder besorgen. Mit einem gemieteten Transporter haben wir alles in den Südwesten gefahren und an die lokalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des UN-Flüchtlingswerkes übergeben. Angesichts der hohen Flüchtlingszahl sicherlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber für den einzelnen Menschen ist es ein großer Unterschied, ob es eine Decke und Kleidung gibt oder nicht.

Alle fünf Jahre macht das UN-Flüchtlingswerk eine landesweite Zählung der Flüchtlinge, die offiziell im Land registriert sind. Zum 31.10.2022 zählt Uganda insgesamt 1.460.520 Flüchtlinge, mehrheitlich aus dem Südsudan und der Demokratischen Republik Kongo. Die Anzahl der Flüchtlinge ist weltweit auf 32.5 Millionen gestiegen. Das kleine Land Uganda zählt mit aktuell knapp 1,5 Millionen Vertriebenen weiterhin zu den fünf Ländern weltweit, die die meisten Geflüchteten aufgenommen haben.

Corona, Ebola und die Folgen

Nach fast zwei Jahren Schließung aufgrund der Covid-19 Pandemie haben im Januar 2022 die Schulen wieder geöffnet. Diese lange Unterbrechung hat den normalen Schulrhythmus unterbrochen und komplett auf den Kopf gestellt. Mittlerweile ist größtenteils wieder Normalität eingekehrt, dennoch bleiben die Auswirkungen vielfach spürbar: Mädchen wurden schwanger und können nicht mehr in den formellen Schulunterricht zurück, einige von Ihnen wurden zwangsverheiratet, viele Menschen, auch die Einheimischen, haben finanzielle Schwierig­keiten, ihre Fami­lien über die Runden zu bringen. Die ökonomische Situation für Ugander und Flüchtlinge war vor Covid-19 bereits schwierig, die Pandemie und deren Auswirkungen haben die allgemeine Lage für die Menschen hier in Uganda um ein Vielfaches verschlimmert.

Seit dem 20. September 2022 hält uns nun wieder eine weitere, alte Epidemie in Atem: Ebola. Aktuell gibt es in Uganda insgesamt 142 Infizierte, davon sind 80 bereits wieder genesen und 56 sind leider an dem Virus gestorben. Traditionelle Riten und Heiler tragen dazu bei, dass offizielle Quarantäne- und Beerdigungsregeln missachtet werden und sich der Virus verbreitet. Wir haben in unseren Projekten die Sicherheitsvorkehrungen erhöht und weitere Schutzmaßnahmen eingeführt, so dass unsere Aktivitäten vor allem in Kampala momentan ganz normal weiterlaufen können. Seit Oktober gibt es wieder neue Unterrichtsklassen und wir wollten diese nicht einfach wieder nach kurzer Zeit schließen. Dennoch sind wir uns unserer Verantwortung bewusst sowohl für unsere Angestellten als auch für unsere Schülerinnen und Schüler sowie die Menschen, die täglich zu uns kommen.

Wir hoffen, dass sich der Virus nicht weiter ausbreitet, und wir tun alles erdenklich Mögliche, damit sich keiner von uns ansteckt.

Projektarbeit in der Hauptstadt und in Adjumani

Was haben wir in unseren beiden Projekten in Kampala und Adjumani im vergangenen Jahr erreicht?

Der Beginn des Jahres 2022 stand vor allem für das Projekt und unser Team in Kampala ganz im Zeichen von Veränderung und Umstrukturierung. Einige Arbeitsstellen wurden neu besetzt, Aufgabenbereiche klar definiert und Schulungen zu verschiedenen Themen durchgeführt. Ende März organisierten wir eine Klausurtagung zum Thema „Teamentwicklung/Teambuilding“ in einem Tagungshaus direkt am Victoriasee in Entebbe. Dies war eine wichtige und gute Zeit miteinander, um uns wieder auf das Wesentliche zu fokussieren: die Arbeit für und mit den Flüchtlingen und Bedürftigen in Uganda, und das gemeinsam als Team.

Aktivitäten in Kampala (über 120.000 Flüchtlinge leben in der Hauptstadt):

  • Materielle Basishilfe: finanzielle Unter­stützung für den Kauf von Lebensmitteln, Bezahlung der Miete für 3-6 Monate, medizinische Hilfe, Haushaltswaren, Hausbesuche
  • Psychosoziale Begleitung: Einzel- und Gruppentherapie vor allem für Opfer von sexueller Gewalt, Schulungen zu Themen wie Menschen­rechte und Gewalt, Schulungen für Lehrerinnen und Lehrer, Arbeit in den verschiedenen Gemeinden und Hausbesuche
  • Bildung: Englischunterricht (250); Kindertagesstätte (72); Stipendienprogramm (295)
  • Ausbildung: Friseur und Kosmetik; Computer; Elektronik; Kochen und Catering; Schneidern; Kunsthandwerk; Automechanik (390). Dazu gehört auch: Business Training, Vermittlung von Praktikumsplätzen und Jobs, ein Mentorenprogramm und Kleinkredite als Starthilfe
  • Marktanalyse, um die verschiedenen Ausbildungskurse besser auf Marktchancen auszurichten

Pläne für Kampala:

  • Aufbau einer Zweigstelle, um Flüchtlinge anderer Nationalitäten zu erreichen. Dies wollen wir in Zusammenarbeit mit der Diözese Kampala machen
  • Zusammenarbeit mit Jesuit Worldwide Learning (JWL) um Kurse anzubieten, bei denen die Studierenden am Ende ein international anerkanntes Zeugnis bekommen. Wir werden Kurse in Englisch, Eco-Tourismus und E-Commerce anbieten
  • Zusammenarbeit mit einer lokal ansässigen Organisation, um unsere psychosoziale Arbeit auszubauen und zu verbessern
  • Einbindung von Experten, um unsere Ausbildungskurse qualitativ zu verbessern, damit die Produkte auf dem ugandischen Markt wettbewerbsfähiger werden

Aktivitäten in Adjumani (über 200.000 Flüchtlinge leben im Distrikt Adjumani):

  • Förderung von 380 Schülerinnen und Schülern mit Stipendien in 21 Sekundarschulen
  • Stipendien für 100 Schülerinnen und Schüler in Berufsschulen
  • Lehrerfortbildungen
  • Aufbau von Jugendclubs an Schulen und Gruppen für Mütter
  • Bau von Klassen­zimmern, Schlafsälen, Schullabor, Schulküche, Toiletten
  • Ausstattung der Schulen mit Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien
  • Verteilung von Hygieneartikeln, vor allem für Mädchen
  • Schneiderausbildung für junge Mütter und Mädchen
  • Pastorale Arbeit in den verschiedenen Flüchtlingssiedlungen


Pläne für Adjumani:

  • Gezielte Förderung von Mädchen durch spezielle Schul- und Stipendienprogramme
  • Psychosoziale Begleitung von Geflüchteten mit therapeutischen Einzel- und Gruppenangeboten
  • Pastoralprogramm in den Flüchtlingssiedlungen mit Katecheten-Ausbildung, Gottesdiensten und Jugendarbeit in Zusammenarbeit mit einem Jesuiten
  • Friedensarbeit und Versöhnung als Schwerpunkt in den Flüchtlingssiedlungen und auch in den Schulen in enger Verzahnung mit dem Pastoralprogramm
  • Aufbau eines eigenen JRS-Bildungszentrums und starke berufsbildende Programme in Partnerschaft mit drei anderen Ordensgemeinschaften

Krieg schlägt Wunden – über Generationen hinweg

Nicht zu wissen, was die Zukunft bringt und wie die Gegenwart bewältigt werden kann – das ist eine bekannte Gefühlslage in Adjumani, die durch den Ukrainekrieg und die Energiekrise jetzt auch viele Menschen in Europa nachempfinden können. Alle Flüchtlinge in Uganda, mit denen wir arbeiten, haben sofort verstanden, dass Spenden aus Europa in diesem Jahr spärlicher geflossen sind, weil es nun auch in Europa einen Krieg gibt. Krieg kostet Geld, macht so viel kaputt, ist menschenverachtend und schlägt Wunden, die über Generationen hinweg zu spüren sind. Geflüchtete aus dem Südsudan und dem Kongo wissen das sehr genau aus eigener Erfahrung.

„Der JRS hat mein Leben gerettet. Ohne JRS wäre ich jetzt nicht hier“ – das ist ein Satz, den wir immer wieder hören. Es ist ein Satz, der uns dankbar sein lässt und der uns Demut lehrt. Wir können nur dann ein Segen für andere sein, wenn uns dabei geholfen wird. Wir können nur geben, was wir selbst empfangen haben.

JRS Uganda: Beistehen, begleiten, standfest bleiben!

Nothilfe, medizinische und psychosoziale Angebote, Bildung, Pastoralarbeit: Seit drei Jahrzehnten sind die Teams des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes (JRS) im Osten Afrikas an der Seite Geflüchteter und Einheimischer

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