– JRS Uganda

Eine vergessene Krise

Seit drei Jahrzehnten stehen die Teams des Jesuiten-Flücht­lings­dienstes (JRS) im Osten Afrikas fest an der Seite Geflüchteter und Einheimischer. Trotz zahlreicher Erfolgsgeschichten wachsen die Herausforderungen im größten Flüchtlingsaufnahmeland Afrikas, berichtet JRS-Direktorin Christina Zetlmeisl in ihrem Jahresrückblick.

Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,

„Heute bin ich unglaublich glücklich. Mit Unter­stützung des JRS konnten wir 62 neue Mitglieder in die Familie Christi aufnehmen. Wir haben 36 Kinder und 8 Erwachsene getauft. Außerdem empfingen 18 Menschen ihre erste Heilige Kommunion. Sie sind glücklich und dankbar, dass der JRS eine solche Initiative ergriffen hat“: Paulino, einer unserer Katecheten in der Christ-König-Kapelle im Ayilo-Flüchtlingslager in Adjumani, beschreibt, wie unsere Arbeit das spirituelle Leben vieler verändert. Unser Pastorales Programm hat einen besonderen Stellenwert für die Menschen in den Flüchtlingssiedlungen, ist ein Alleinstellungsmerkmal und unterscheidet uns von den vielen anderen NGOs, die im Norden Ugandas tätig sind.

Pastoralarbeit heißt Begleiten

Unser Pastoraler Koordinator, P. Lasantha Deabrew SJ, ein Jesuit aus Sri Lanka, hat uns im Mai verlassen – er wurde in seine Provinz nach Colombo, Sri Lanka, zurück­berufen, jetzt arbeitet bei uns P. Victor Awiti SJ, ein Jesuit aus Kenia.

Pater Victor führt die wichtige Arbeit, die Pater Lasantha gestartet hat, fort, zelebriert regelmäßig Sonntagsmessen und auch Messen für die Schulkinder und das Lehrpersonal in unseren Partnerschulen, und er spendet Sakramente wie die Taufe. Durch diese pastorale Arbeit stärken wir das Herzstück des JRS, die Begleitung der Menschen, die unsere Hilfe am meisten brauchen.

Positive Entwicklungen in Adjumani und Kampala

Unser Ausbildungszentrum, das uns das Büro des Premierministers in Adjumani im Juni 2023 übergeben hat, hat sich sehr gut weiterentwickelt. Das Zentrum ist vollständig bei der Direktion für industrielle Ausbildung (Directorate of Industrial Training – DIT) registriert, und die Registrierung beim Bildungsministerium ist derzeit in Arbeit, so dass unsere Abschlusszertifikate staatlich anerkannt sind. Am 22. Oktober 2024 haben wir zwei neue Schlafsäle (mit einer Kapazität von insgesamt 300 Mädchen und Jungen) und Waschräume offiziell eingeweiht.

Das Zentrum ist vollständig mit modernen Geräten und Materialien ausgestattet, um praktische Schulungen, Kurse für sozioökonomische Integration und unterstützende Bildungsdienste anzubieten. Die Schülerinnen und Schüler durchlaufen im Zentrum verschiedene Stufen der Vorbereitung, bevor sie geprüft werden: Ausbildung, Praktikum und Vermittlung in selbständige und bezahlte Arbeit. Der JRS bietet zusätzliche Unter­stützung durch Berufsberatung und Startpakete für die Selbstständigkeit.

Die Geflügel- und Schweinezuchtprojekte sind angelaufen, und das Kaninchen-Pilotprojekt wird beginnen, sobald der Bau des Stalls abgeschlossen ist. Wir haben eine Trainingsfarm mit Gemüsegarten angelegt, um die Frauen in der Nachbarschaft einzubinden und zu unterstützen. Die Ernte und der Verkauf der ersten Tomaten, Auberginen und von Grünkohl brachten 800.000 Schilling ein, was umgerechnet 200 Euro entspricht.
Das Zentrum hat auch eine kleine Kindertagesstätte, um Schülerinnen mit kleinen Kindern (0-3 Jahre) zu unterstützen, während sie im Unterricht sind. Der JRS stellt Spielmaterial, Kleinigkeiten zu Essen und Hygiene-materialien für die Kinder bereit, damit sie sich wohlfühlen, während sie von ihren Eltern getrennt sind.
Seit Beginn der Kurse im vergangenen Jahr haben insgesamt 142 Studierende (78 Männer und 64 Frauen) erfolgreich ihren Abschluss gemacht, und 73 von ihnen haben bereits eine Beschäftigung gefunden – als Selbständige oder als Angestellte –, was die Wirksamkeit des Programms beweist.

Am 23. August 2024 haben wir mit der Abschlussfeier von 300 Studierenden unseres Berufsausbildungsprogramms in Kampala einen wichtigen Meilenstein erreicht. Die Veranstaltung, die an der Internationalen Universität von Ostafrika in Kampala stattfand, war ein Beweis für unser Engagement, Einzelpersonen und Gemeinschaften durch Bildung und Kompetenzentwicklung zu stärken. Vertreterinnen und Vertreter von Regierung und Partnerorganisationen kamen zusammen, um den Höhepunkt von mehr als sechs Monaten harter Arbeit und Ausdauer der JRS-Studierenden zu erleben.

Für die Geflüchteten ist der Erwerb neuer Fähigkeiten ein Weg der Hoffnung und der Selbstständigkeit. Für viele, die auf ihrer Flucht lukrative Betriebe und Unternehmen zurück­gelassen haben, ist es die Chance für einen Neuanfang. Für Geflüchtete ist es oft schwierig, eine sinnvolle Arbeit zu finden, da ihre akademischen Zeugnisse aufgrund des unterschiedlichen Bildungsniveaus von den Gastländern oft nicht anerkannt werden, was sie in eine noch verzweifeltere Lage bringt und sie der Willkür skrupelloser Vermittler oder Arbeitgeber ausliefert.
Diese Abschlussfeier ist nicht nur eine Feier individueller Erfolge, sondern auch ein Beweis für die positive Wirkung, die wir als JRS in Kampala erzielen. Indem wir unsere Absolventen und Absolventinnen mit den Fähigkeiten und Kenntnissen ausstatten, die sie brauchen, um erfolgreich zu sein, tragen wir zu einer wohlhabenderen und gerechteren Zukunft für alle bei.

Psychische Gesundheit im Fokus

Der Welttag der psychischen Gesundheit wird weltweit jedes Jahr am 10. Oktober begangen, um das Bewusstsein für psychische Gesundheit und Wohlbefinden zu schärfen. Die diesjährige Feier war für den JRS Kampala eine Gelegenheit, sich auf praktische Möglichkeiten zur Verbesserung des psychischen Wohlbefindens und zur Schaffung eines positiven Arbeitsumfelds zu konzentrieren. Das jüngste und erstmalig ausgetragene Mitarbeitersymposium legte den Schwerpunkt auf psychische Gesundheit und Wohlbefinden und bot interaktive Sitzungen an, in denen wichtige Praktiken, Instrumente zur Stressbewältigung und Resilienzstrategien vorgestellt wurden.

Die Teammitglieder beteiligten sich an offenen Diskussionen, tauschten persönliche Erkenntnisse aus und nahmen an Atemübungen teil, um Stress abzubauen. Gemeinsame Aktivitäten förderten Teamarbeit, Entspannung und Regeneration. Dieser umfassende Ansatz ermöglichte es unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ihr emotionales Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, sich besser zu konzentrieren und zu lernen, in ihrem schwierigen Arbeitsumfeld auf eigene Grenzen zu achten und gut in Krisensituationen zu reagieren.

Weiterer Zustrom von Flüchtlingen

Auch im Jahr 2024 wurden in Uganda wieder steigende Zahlen an Geflüchteten registriert. Von den im Jahr 2024 registrierten Personen stammen über 46.500 aus dem Sudan, knapp 39.000 aus der Demokratischen Republik Kongo, fast 30.000 aus dem Südsudan und 23.500 aus anderen Ländern. In den letzten Wochen hat die anhaltende Gewalt in der DR Kongo zu einem erheblichen Anstieg der Ankünfte geführt, von durchschnittlich 820 auf über 2.500 Personen pro Woche. Einige Aufnahmezentren, insbesondere im Südwesten, sind überlastet.
Die Gesamtnachfrage nach humanitärer Hilfe übersteigt weiterhin die verfügbaren Ressourcen und unter-streicht die anhaltenden und wachsenden Bedürfnisse der gewaltsam vertriebenen Bevölkerung in Uganda. Trotz einiger jüngster positiver Finanzierungsentwicklungen in bestimmten Sektoren sind die Auswirkungen der Unterfinanzierung nach wie vor gravierend. Dies führt häufig zu einem unzureichenden Zugang zu grund-legenden Dienstleistungen wie Gesundheits- und Nahrungsmittelversorgung sowie zu Unterkünften, was das Leiden der schwächsten gewaltsam vertriebenen Personen verschlimmert. Darüber hinaus zwingt der anhaltende Anstieg der Flüchtlingsbevölkerung die humanitären NGOs, mehr mit weniger Mitteln zu leisten, was ihre Ressourcen noch mehr strapaziert. Es wird immer schwieriger, den eskalierenden Bedarf zu decken.

Highlights des Jahres 2024

Auch in diesem Jahr durften wir bei uns in Kampala und in Adjumani wieder viele Gäste begrüßen: Kolleginnen und Kollegen aus dem Regionalbüro in Nairobi und aus anderen JRS-Projekten weltweit, von vielen Partnerorganisationen und andere Interessierte.
Das Jahr 2024 stand beim JRS auf internationaler Ebene ganz im Zeichen der Erarbeitung des neuen Fünf-Jahre-Strategieplans. Seit Jahresanfang wurden verschiedene Besprechungen and Tagungen abgehalten, um über neue Prioritäten unserer Arbeit zu beraten. Diese Treffen fanden sowohl lokal in den verschiedenen Projekten sowie auch auf regionaler und internationaler Ebene statt.

In der Woche von 28. Oktober bis 02. November 2024 haben wir als JRS Uganda unser regelmäßiges Regionaltreffen ausgetragen, dieses Mal in Jinja, ca. 80 Kilometer von Kampala, an der Quelle des Nils. 19 Kolleginnen und Kollegen aus Kenia, Äthiopien, Südsudan, Burundi, Tanzania und Uganda waren für eine Woche zusammen, um am Strategieplan zu feilen und die letzten Details abzuklären. Dieser neue Strategieplan wird Anfang 2025 in Kraft treten und unsere Arbeit leiten.

Die Herausforderungen sind groß

Die Not ist groß. Der Zustrom Geflüchteter wird nicht kleiner, dennoch ziehen sich Geldgeber aus Uganda zurück – wir sprechen hier von einer vergessenen Krise. Die Leiterin der UN-Flüchtlingshilfe in Adjumani hat uns angefragt, ob wir nicht mehr machen können: Die Arbeit des JRS wird vor Ort sehr wertgeschätzt, doch es fehlt an allen Ecken und Enden. Leider sind auch uns oft die Hände gebunden, und wir können nicht allen helfen, die zu uns kommen. Es ist manchmal sehr schwer, jemandem sagen zu müssen, dass wir nicht helfen können. Dieses Jahr ist so schnell vergangen, schneller als die vergangenen Jahre. Es gab viele Wechsel und Neuerungen, auch innerhalb des JRS in Uganda, und wir haben wieder ein gut aufgestelltes Team im Landesbüro, um die beiden Projekte professionell und technisch gut begleiten zu können. Die täglichen Begegnungen mit den Menschen bereichern meine Arbeit und motivieren mich Tag für Tag trotz vieler verschiedener Herausforderungen.

Es war viel los bei uns im Jahr 2024, wir haben viel erreicht und auch wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. All das wäre nicht möglich gewesen ohne Ihre/Eure treue Begleitung und Hilfe.

In großer Dankbarkeit, herzlicher Verbundenheit und mit meinen besten Wünschen für die Advents- und Weihnachtszeit und ein gesegnetes Neues Jahr 2025,
Ihre und Eure Christina Zetlmeisl

JRS Uganda: Beistehen, begleiten, standfest bleiben!

Nothilfe, medizinische und psychosoziale Angebote, Bildung, Pastoralarbeit: Seit drei Jahrzehnten sind die Teams des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes (JRS) im Osten Afrikas an der Seite Geflüchteter und Einheimischer

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