– JRS Afrika

Psychische Gesundheit und Menschenwürde

Moses Mukasa, ein Psychologe aus Uganda, stärkt als interregionaler Beauftragter für psychische Gesundheit die Hoffnung in afrikanischen Flüchtlingsgemeinschaften. Er erklärt, warum seelisches Wohl der Schlüssel zur Heilung ganzer Gesellschaften ist.

„Ich habe mir dieses Feld nicht ausgesucht. Ich glaube wirklich: Diese Arbeit hat mich wirklich gefunden“: So beschreibt Moses Mukasa, interregionaler Beauftragter für psychische Gesundheit und psychosoziale Unter­stützung (MHPSS) des Jesuiten-Flücht­lings­dienstes in Ost- und Südafrika, seinen Einstieg in die humanitäre Arbeit.

Mukasa ist heute an vorderster Front in einem Bereich tätig, der in der Arbeit mit Geflüchteten noch immer übersehen wird, aber so entscheidend ist – die seelische Gesundheit, denn: „Wenn Menschen die Unter­stützung für ihre psychische Gesundheit verlieren, verlieren sie oft alles.“

Die unterschätzte Krise

In vielen der Regionen, in denen Mukasa und sein Team tätig sind, ist die Not groß – nicht nur materiell, sondern auch psychisch. Flucht, Gewalt, Verlust und Perspektivlosigkeit hinterlassen tiefe Wunden. Der JRS begegnet dieser Realität mit einem Ansatz, der auf „lokaler Stärke“ basiert. Mukasa fördert gemeinschaftsbasierte und gemeinschaftsgeleitete Initiativen, die Geflüchtete nicht nur stabilisieren, sondern auch ihre Würde und Handlungsfähigkeit stärken sollen.

Besondere Aufmerksamkeit gilt der Zunahme von suizidalen Gedanken, Selbstverletzungen und Substanzmissbrauch – ein deutlicher Hinweis darauf, wie groß die Lücken im Zugang zu psychischer Unter­stützung geworden sind.

Expertise in den Gemeinschaften

Ein Grundprinzip des MHPSS-Ansatzes beim JRS ist die Überzeugung, dass die betroffenen Menschen selbst am besten wissen, was sie brauchen: „In den Gemeinschaften finden sich die Experten für ihre eigenen Kontexte“, sagt Mukasa.

So identifizierte er z. B. im Südsudan Menschen vor Ort, die bereits als informelle Helferinnen und Helfer aktiv waren – sogenannte „Heiler“ – und stärkte ihre Fähigkeiten, um psychosoziale Unter­stützung systematisch in die Flüchtlingshilfe zu integrieren. Später übertrug er dieses Modell auch auf Projekte in Uganda.

„Diese Menschen dachten, sie hätten nichts mehr“

Mukasa berichtet von seiner Arbeit entlang der ugandisch-südsudanesischen Grenze. Immer wieder stießen er und sein Team dort auf Geflüchtete, die Suizid begangen hatten. „Diese Menschen starben, weil sie das Gefühl hatten, dass sie nichts mehr hatten“, sagt Mukasa. „Die Welt hat sie so fühlen lassen.“

Für Überlebende war der Weg zur Heilung oft lang – besonders für diejenigen, die sexualisierte Gewalt oder Fluchterfahrungen mit sich trugen. Eine Frau, die er 2017 in Uganda traf, hatte mehrere Suizidversuche hinter sich. Durch die Teilnahme an JRS-Programmen und Einzelgesprächen konnte sie langsam Hoffnung und Zukunftsperspektiven entwickeln.

Später erzählte sie Moses, dass sie erneut mit dem Gedanken gespielt habe, sich das Leben zu nehmen – aber nun Werkzeuge habe, um mit ihren Erlebnissen umzugehen.

Aus Genf zurück an die Basis

Nach Jahren im Feld arbeitete Mukasa bei den Vereinten Nationen in Genf. Dort war er u. a. an der Ausarbeitung eines Projekts zur Suizid-Prävention in Flüchtlingssiedlungen beteiligt – mit Schwerpunkten auf kulturelle Besonderheiten wie im Südsudan.

Doch nach intensiven Jahren stand er selbst kurz vor dem Burnout. Erst durch den Kontakt zum JRS fand er zurück zur Motivation: „Ich habe noch nie mit einem Team von so hochqualifizierten und technisch versierten Menschen gearbeitet.“

Heute arbeitet Mukasa daran, MHPSS in humanitärer Hilfe zu verankern – lokal, regional und international. Dazu zählt auch politisches Engagement, etwa sein aktuelles Projekt, in Uganda auf die Entkriminalisierung von Suizid hinzuwirken.

Psychische Gesundheit als treibende Kraft

Trotz eines kurzen Anstiegs des Bewusstseins während der COVID-19-Pandemie beobachtet Mukasa heute wieder rückläufige Ressourcen. „MHPSS fördert Hoffnung“, sagt er und ist überzeugt: Psychische Gesundheit ist kein Randthema, sondern treibende Kraft für Bildung, Integration und Entwicklung.

„Das ist es, was ich für den Rest meines Lebens tun möchte. Für diese Arbeit möchte ich in Erinnerung bleiben.“

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