Der russische Überfall auf die Ukraine hat nach Angaben des UN-Flüchtlingswerks UNHCR die zweitgrößte Flüchtlingskrise weltweit ausgelöst. In Europa haben bislang 6,3 Millionen ukrainische Geflüchtete Zuflucht gefunden. Innerhalb des Landes sind weitere 6,6 Millionen Menschen auf der Flucht. Fotos: Xavier Network

 – Flucht aus der Ukraine

„Ich mag alles hier. Aber ich will nach Hause“

Nothilfe, Unterkünfte, psychosoziale Unter­stützung, Bildung, Integration: Seit Beginn des russischen Angriffs unterstützen wir unsere osteuropäischen Partnerorganisationen über das jesuitische Xavier Network im Einsatz für Geflüchtete aus der Ukraine. Dank unserer Spenderinnen und Spender in Deutschland und Österreich konnten wir 1,1 Mio. Euro beitragen und insgesamt mehr als 56.000 Menschen helfen.

Seit Ausbruch des Kriegs stehen die Teams von JRS und Concordia den Geflüchteten in den osteuropäischen Aufnahmeländern und in der Ukraine selbst bei, zunächst in Form von Nothilfe an den Grenzen und dann über die erste Unterbringung bis hin zu lang- und mittelfristigen Integrationsprogrammen. Wir unterstützen ihre Arbeit über das internationale Xavier Network des Jesuiten­ordens.

Netzwerk der Solidarität

Mit der Hilfe unserer Spenderinnen und Spender konnten wir von jesuitenweltweit Deutschland und Österreich 2022 über 1,1 Millionen Euro beitragen. In der kleinen Republik Moldau sind insgesamt 200 Menschen in Unterkünften von Concordia untergebracht, 8.000 Geflüchtete erfuhren seit Kriegsausbruch Unter­stützung. Der JRS Rumänien hat 2.500 Menschen geholfen, einen festen Wohnsitz zu finden, Gutscheine und finanzielle Unter­stützung für mehr als 10.000 Personen bereitgestellt, mehr als 15.000 Personen durch Sozial- und Rechtsberatung gefördert. Auch in Polen engagieren sich JRS und Jesuiten mit ähnlichen Programmen für die Integration der Geflüchteten, organisieren darüber hinaus den Transport von Hilfskonvoys in die Ukraine. Dort unterhalten Jesuiten einige „Safehouses“ für Binnenvertriebene, meist im Westen des Landes.

Alle Aktionen werden in Zusammenarbeit mit den Länderbüros des Jesuiten-Flücht­lings­dienstes (JRS), anderen NGOs und lokalen Partnerinnen und Partnern koordiniert. Alberto Ares Mateos SJ, der Regionaldirektor des JRS Europa, zieht Resümee: „Seit den ersten Kriegstagen engagieren wir uns in der Ukraine selbst, aber auch in Polen, Rumänien, Ungarn, der Republik Moldau und in der Slowakei. Europaweit sind auch andere JRS-Büros in die Hilfsaktionen miteinbezogen, um langfristige Programme zur Förderung und Integration von Flüchtlingen in Ländern wie Spanien, Irland und Kroatien anzubieten. Das schaffen wir nur durch die Solidarität so vieler großzügiger Menschen, Stiftungen und anderer Organisationen, die unserer Arbeit vertrauen.“

„Ein friedlicher Himmel über unseren Köpfen“

Yevheniia und ihre Mutter stammen aus Odessa, einer Stadt im Süden der Ukraine, die am Schwarzen Meer liegt, und bekannt ist für ihre Architektur aus dem 19. Jahrhundert, etwa das Opernhaus oder die monumentale Potemkinsche Treppe.

Als der Krieg ausbrach, versuchten die beiden, in die benachbarte Republik Moldau zu fliehen. Die Grenze ist weniger als 70 Kilometer von Odessa entfernt, aber die Reise dauerte ganze 27 Stunden statt der sonst üblichen zwei, denn die ganze Strecke war gesäumt von Fami­lien wie ihrer, die vor der Gewalt flohen.
Seit dem 25. Februar 2022 sind Yevheniia und ihre Mutter in Moldawien. Sie leben zusammen mit drei anderen Fami­lien in einem Haus, das von unserer Partnerorganisation Concordia zur Verfügung gestellt wurde. Hier finden ukrainische Geflüchtete nicht nur eine Bleibe und warme Mahlzeiten, sondern erfahren auch Beratung und psychosoziale Unter­stützung.

Mehr als acht Monate, nachdem sie Odessa verlassen hat, sehnt sich Yevheniia nach ihrer Heimatstadt. Die Gegenwart ist düster, doch sie behält die Hoffnung. „Die Russen hören nicht auf, Odessa zu bombardieren, aber ich hoffe, dass sie die Architektur nicht komplett zerstören werden, wir haben so viele Denkmäler dort. Ich hoffe, dass wir bald wieder in unser Odessa zurück­kehren können, mit einem friedlichen Himmel über unseren Köpfen.“

„Von ganzem Herzen dankbar“

Vor dem Krieg arbeitete Tetiana als Zahnärztin in Charkiw, einer Stadt im Nordosten der Ukraine, weniger als 50 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Der Krieg kam schnell in ihre Heimatstadt und in den ersten Tagen flüchtete sie mit ihrer Tochter in einen Keller. Doch schon bald musste sie die Stadt verlasssen.

„Am 3. März sind meine Tochter und ich aus Charkiw geflohen. Wir stiegen in einen völlig überfüllten Zug nach Lwiw. Aber es war uns egal, wie wir reisen mussten. Wir wollten nur dem Beschuss entkommen“, erinnert sie sich an die Tage ihrer Flucht. „Als wir endlich an der polnischen Grenze ankamen, hatten wir nicht erwartet, dass wir sie so schnell überqueren und so freundlich behandelt werden würden."

Tetiana lebt jetzt zusammen mit ihrer Schwester, die ebenfalls aus Charkiw fliehen musste, und ihren Kindern in Nowy Sacz, Polen. Die Gastfreundschaft findet sie überwältigend: „In Polen habe ich viel Hilfe erhalten, für die ich von ganzem Herzen dankbar bin.“ Jetzt plant Tetiana ihre nächsten Schritte und will in ihren Beruf zurück­kehren: „Ich habe bereits den Nachweis für die Anerkennung meines Diploms erhalten und jetzt bin ich in einer der Zahnkliniken angestellt. Ich muss drei Monate lang unter Aufsicht arbeiten, aber dann bin ich berechtigt, selbständig zu arbeiten. Dafür muss ich natürlich die Sprache lernen. Dank des Jesuiten-Flücht­lings­diensts (JRS) kann ich jetzt Polnisch-Kurse besuchen.“

„Mit der Hilfe des JRS wird das Leben besser!“

Yrina lebte vor Kriegsbeginn in Odessa und arbeitete als Schwimmtrainerin in einem Sportverein. „In den ersten Tagen des Krieges überkamen uns Panik und Angst, wir wussten nicht, was wir als nächstes tun sollten“, erinnert sie sich, „niemand wusste, wo es sicher ist, und wo man etwas zu essen bekommen kann.“

Yrina und ihre Kinder mussten lange an der Grenze nach Rumänien warten, ehe sie eineisen durften, und als sie ankamen, lebten sie zunächst in einer Wohnung mit acht anderen Menschen. Eine Arbeit hatte Yrina nicht, und sie wollte zurück nach Hause. „Wir verloren jedoch nicht den Glauben, dass wir schon zurechtkommen und nette, hilfsbereite Menschen finden würden.“

Sie meldeten sich für das JRS-Programm an, hatten so die Möglichkeit, eine eigene Wohnung zu beziehen, erhalten Gutscheine und können an Sprachkursen teilnehmen, die Kinder an Bildungsaktivitäten. „Mit der Hilfe des JRS wird das Leben besser!“, sagt sie. Yrina hofft, dass der Krieg bald vorbei sein wird und kann es kaum erwarten, wieder zurück­zukehren. Bis dahin wird sie in Rumänien bleiben: „Ich mag alles hier. Aber ich möchte nach Hause.“

Nach der Flucht: Ankommen, Fuß fassen

Selbst wenn der Krieg in der Ukraine enden sollte, können viele Geflüchtete nicht in ihre zerbombten Heimatorte zurückkehren. Nach den Nothilfe-Maßnahmen der ersten Kriegsmonate unterstützen wir unsere Partnerorganisationen in Osteuropa jetzt bei der Integration der Vetriebenen in den Aufnahmeländern. Es geht um Wohnraum, Jobs und Sprachkurse

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