– Kuba
Centro Loyola Reina: Lernen kennt kein Alter
Niedrige Rente, wirtschaftliche Unsicherheit, begrenzte Gesundheitsversorgung. Viele Kubaner:innen sind gezwungen, auch im Alter noch zu arbeiten. IT-Kurse im Loyola-Zentrum von Havanna geben ältere Menschen Rüstzeug für die Herausforderungen der digitalen Welt und verbessern ihre Lebensqualität.
Jeden Donnerstagmorgen, während Havanna erwacht, versammelt sich eine Gruppe von Menschen im Centro Loyola Reina und beweist: Alter ist nur eine Zahl. Alle Teilnehmer:innen und sind über 50, viele bereits im Rentenalter und einige über 80 Jahre alt: Mitunter legen sie weite Strecken zurück und überwinden so manches Transportproblem, um ihre Kurse zu besuchen. Ihr Ziel: IT-Anwendungen wie Windows und Office zu meistern – Werkzeuge, die ihnen nicht Zugang zur digitalen Welt ermöglichen und damit ihre Lebensqualität verbessern.
„Diese Menschen werden nicht nur durch die Lust am Lernen angetrieben, sondern auch durch das Bedürfnis, in dieser Lebensphase unabhängig zu sein“, sagt Berglis de las Mercedes Marín Glean, Ordensfrau und Direktorin des Loyola-Zentrums: „Manche möchten sich mit ihrem neuen Wissen wieder in die Arbeitswelt eingliedern.“
„Jede überwundene Hürde motiviert mich weiterzumachen“
Obwohl die anfängliche Begeisterung groß war, stellte die Realität die Lerngruppe vor erhebliche Herausforderungen. „Einige mussten den Kurs aus gesundheitlichen Gründen, wegen weiter Entfernungen oder Zeitmangels vorübergehend abbrechen. Doch nicht alle haben sich davon aufhalten lassen“, berichtet Schwester Berglis.
Eva beispielsweise meldet sich nach mehr als einem Monat krankheitsbedingter Abwesenheit mit einer freudigen Nachricht: Sie ist wieder gesund und kann es kaum erwarten, in den Unterricht zurückzukehren. Berglis: „Obwohl ihr Arzt ihr lange Spaziergänge nicht empfiehlt, ist ihr Wille, weiterzulernen, ein leuchtendes Beispiel für die Entschlossenheit ihrer Gruppe.“
Auch Efrén Sosa inspiriert andere: Trotz einer defekten Computer zu Hause besucht er weiterhin den Kurs und übt mit den bereitgestellten Materialien. Um keine einzige Stunde zu verpassen, läuft er mehr als fünf Kilometer bis zum Centro Loyola. Nuris, eine der jüngeren Teilnehmerinnen, meistert den Balanceakt zwischen Job und Pflege der Eltern. Trotz Überschneidungen zwischen Arbeitszeiten und Kursen bleibt sie dabei, lernt zu Hause nach und sieht den Kurs als wichtigen Schritt für sich selbst. Sie sagt: „Jede überwundene Hürde motiviert mich weiterzumachen.“Daysi, 83 Jahre alt, fasst ihre Haltung in einem Satz zusammen: „Ich bin 83, bin pensioniert, aber nicht ausrangiert.“
„Diese Geschichten erinnern uns daran, dass Bildung keine Altersbeschränkung hat“, sagt Schwester Berglis, „es ist der Wille zu wachsen, der wirklich zählt.“
Hoffnung für Kuba
Lebensmittel, Infrastruktur, Medikamente: In Kuba fehlt es an allem – nur nicht an staatlicher Repression und Reglementierung. Mit ihren vielfältigen Angeboten in sechs Loyola Zentren trotzen die Jesuiten und ihre Teams der harten kubanischen Realität und geben Zehntausenden Menschen Hoffnung