– Haftantritt von P. Jörg Alt SJ
„Reden Sie nicht über mich, reden Sie über die Klimakatastrophe!“
Über zwei Jahre nach einer Straßenblockade aus Protest gegen die Klimapolitik der Bundesregierung tritt Pater Jörg Alt am 1. April 2025 seine Ersatzfreiheitsstrafe an. In einem Offenen Brief wendet er sich an die kommende Bundesregierung: „Hören Sie auf die Wissenschaft. Sagen Sie der deutschen Bevölkerung die Wahrheit über den Ernst der Lage!“
Der Jesuitenpater, Sozialwissenschaftler und Klimaaktivist Dr. Jörg Alt hat am 1. April 2025 um 11.55 Uhr seine 25-tägige Ersatzfreiheitsstrafe in der Justizvollzugsanstalt Nürnberg angetreten. Der 63-Jährige verzichtet bewusst darauf, die nach einer Blockadeaktion verhängte Geldstrafe über 500 Euro zu bezahlen, um mit seiner Inhaftierung „als letzte Form des Protests, die mir im konkreten Fall verbleibt“ auf die mangelnden politischen Maßnahmen gegen die Klimakrise aufmerksam zu machen.


Hintergrund
Die Verurteilung resultiert aus einer Protestaktion im August 2022, bei der Pater Alt gemeinsam mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten den Autoverkehr vor dem Nürnberger Hauptbahnhof blockiert hatte. Ziel der Aktion war es, die gesellschaftspolitische Diskussion über die Gefahren des Klimawandels und die Notwendigkeit einer Verkehrswende anzustoßen. Anlass war die Weigerung von Bundesverkehrsminister Volker Wissing, die gesetzlichen Klimaschutzvorgaben für den Verkehrssektor einzuhalten.
Pater Alt kritisiert, dass sich die staatlichen Institutionen nicht mit den Defiziten der Klimapolitik befassen, sondern lediglich Protestierende strafrechtlich verfolgen. Laut UN-Generalsekretär António Guterres seien nicht die Klimaaktivisten die „wahren Radikalen“, sondern jene, die den Ausbau fossiler Brennstoffe weiter vorantreiben.
In seinem Gerichtsprozess am 30. April 2024 wurden alle von Pater Alt gestellten Beweisanträge als wahr unterstellt, sein Protest dennoch als nicht gerechtfertigt anerkannt; das Bayerische Oberste Landesgericht bestätigte das Urteil am 5. November 2024.
Letzter Protestakt: der Gang ins Gefängnis
Pater Alt betont, dass ihm kein anderer Protestweg mehr bleibt als die Ersatzfreiheitsstrafe. Sein Appell richtet sich insbesondere an CDU/CSU und SPD, die aktuell über eine neue Bundesregierung verhandeln. Er fordert eine Politik, die der Dringlichkeit der Klimakrise gerecht wird.
Darüber hinaus möchte Pater Alt vermeiden, dass der Steuerzahler für seine Haftkosten aufkommt. Ein vom Klimaaktivisten Henning Jeschke initiierter Spendenaufruf auf der Plattform GoFundMe soll die 4.500 Euro decken, die er nach seiner Entlassung an die Staatskasse überweisen wird. Sollte mehr Geld zusammenkommen, möchte er damit anderen Aktivistinnen und Aktivisten bei ihren Rechtsverfahren helfen.
Keine weiteren Statements während der Haft
Nach seinem Haftantritt wird Pater Alt keine Interviews geben oder für Fragen zur Verfügung stehen. Sein Fokus liegt darauf, Aufmerksamkeit für zwei zentrale Anliegen zu gewinnen:
- die eskalierende Klimakrise und das politische Versagen, sie ernst zu nehmen.
- die harten und unverhältnismäßigen Strafen gegen Klimaaktivisten, die mit Aktionen zivilen Ungehorsams Alarm schlagen.
Pater Alt ruft Journalistinnen und Journalisten dazu auf, seine Inhaftierung als Anlass zu nehmen, um über Themen wie die Macht der fossilen Lobby, die Kriminalisierung von Klimaaktivisten oder Klimamigration zu berichten: „Reden Sie nicht über mich, reden Sie über die Klimakatastrophe!“