– Myanmar

Bildung wird Frieden bringen

Joseph ist nach den Gewaltausbrüchen in Myanmar mit seiner Familie an die thailändische Grenze geflohen. Über die Jahre hat er seine Schulabschlüsse nachgeholt und ist jetzt selbst als Lehrer und Schulleiter tätig. Sein Traum ist es, in sein Heimatdorf zurück­zukehren, um dort zu unterrichten. Er ist überzeugt: „Nur Bildung wird Frieden bringen“.

Mein Name ist Joseph. Ich wurde 1978 in Myanmar, im Bundesstaat Kayah, im Dorf Daw Krar Aung geboren. Wir sind 11 Personen in der Familie, darunter meine Eltern, sieben Brüder, meine einzige Schwester und ich. Ich bin 43 Jahre alt, verheiratet und habe eine Tochter.

Keine Bildung, kein Zuhause

Ich habe nur die Primarstufe abgeschlossen, weil es in unserem Dorf keine höheren Schulen gab. Wir hatten nicht genügend Lehr- und Lernmittel, vor allem keine Bücher. Der Lehrer diktierte nur oder schrieb an die Tafel. Wir verbrachten die meiste Zeit damit, Informationen abzuschreiben. Meine Eltern haben keine Schulbildung erhalten. Sie wissen nicht, wie man für die Zukunft plant, also habe ich gelernt, mich selbst zu versorgen.

Ich war glücklich, in unserem Dorf zu leben. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das burmesische Militär eines Tages im Jahr 1991 unser Dorf angreifen würde. Wir konnten uns zusammen mit anderen Dorfbewohnern einen Monat lang im Wald verstecken. Wir hatten kaum Nahrung oder Kleidung. 1995 ging ich nach Ost-Karenni und wohnte im Tha Na Kwei Boarding House, um meine Ausbildung bis zur 5. Schulstufe fortzusetzen.

Für die Familie arbeiten

Als ich fertig war, ging ich zurück in mein Dorf. Dort habe ich gearbeitet, um meinen Eltern zu helfen. Doch 1996 wurde unser Dorf erneut vom burmesischen Militär angegriffen und niedergebrannt, und wir flohen an die thailändische Grenze, um uns in Sicherheit zu bringen. Meine ganze Familie und ich ließen uns schließlich in dem Flüchtlingslager in Ban Mai Nai Soi nieder. Mein Vater war alt und konnte nicht mehr schwer arbeiten. Ein paar Jahre lang arbeitete ich außerhalb des Lagers, um meine Eltern zu unterstützen. Im Jahr 1999 kehrte ich in die Schule im Lager zurück und setzte meine Ausbildung bis zur 10. Schulstufe fort. Nach der Prüfung verließ ich die Schule, um zu arbeiten und meiner Familie zu helfen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Schulbesuch ermöglichen

Von 2005 bis 2008 wurde ich als Grundschullehrer eingestellt. Der Lehrerberuf bot viele Herausforderungen. Die meisten meiner Freunde rieten mir vom Unterrichten ab, weil das Gehalt für den Lebensunterhalt meiner Familie sehr gering sei. Sie ermutigten mich, außerhalb des Lagers zu arbeiten, wo der Lohn von zwei Tagen einem Monatsgehalt als Lehrer entspriche. Einige Eltern stellten meine Qualifikation als Lehrer in Frage, da ich meine eigene Ausbildung nicht abgeschlossen habe. Doch sowohl meine Mutter als auch meine Frau ermutigten mich immer, unserem Volk und unserer Gemeinschaft zu helfen. Diese Unter­stützung half mir, nicht auf das zu hören, was manche Leute sagten.

Im Jahr 2009 wurde ich zum stellvertretenden Schulleiter befördert und 2020 zum Schulleiter ernannt. Ich kann mir unsere Gemeinde nicht ohne eine Schule vorstellen, die unseren Kindern und künftigen Generationen eine hochwertige Bildung bietet.

Der Wunsch nach Frieden

Mein Traum ist es, mein Studium fortzusetzen. Derzeit bin ich mit familiären Angelegenheiten und Bürgerkriegsproblemen konfrontiert. Ich möchte nicht in ein Drittland umgesiedelt werden. Ich wünsche mir, dass mein Land friedlich ist. Ich möchte zurück­kehren und für den Rest meines Lebens Lehrer sein. Ich möchte zur Entwicklung unseres Landes und unseres Volkes beitragen.

Ohne Bildung wird es keinen Fortschritt geben. Ohne Fortschritt gibt es keine Hoffnung. Ich glaube, dass Bildung das Einzige ist, das uns nicht gestohlen werden kann. Bildung wird uns zu Frieden und Versöhnung führen. Aus diesem Grund besuche ich jetzt Lehrerfortbildungen. Ich möchte in der Schule gut unterrichten und eine friedlichere und bessere Welt aufbauen, in der wir leben können.

Ich möchte dem thailändischen König dafür danken, dass er uns erlaubt hat, in den Flüchtlingslagern zu bleiben. Mein Dank gilt auch dem KnED, dem JRS und den Spender:innen, die die Bildung in den Lagern unterstützen. Danke, dass Sie mir die Möglichkeit gegeben haben, meiner Gemeinschaft durch Bildung zu dienen.

*Diese Geschichte wurde ursprünglich von JRS Asia Pacific veröffentlicht.

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