– Indien

Absturz in die digitale Kluft

168 Millionen Kinder weltweit konnten in den vergangenen zwei Jahren nicht am Unterricht teilnehmen. Im Globalen Süden bedeutet der Corona-Lockdown für viele das Ende der Schulkarriere. John Ravi SJ, Sekretär für Bildungsangelegenheiten der Jesuiten in Südasien, schildert die Situation in Indien.

Da viele indische Fami­lien keinen Zugang zu Technologien wie Smartphones, Computer und Internet haben, die für Distanzunterricht unerlässlich sind, war schon früh klar, dass viele Kinder Gefahr laufen zurück­zubleiben. So hat die Pandemie die staatlichen und privaten Schulen des Landes vor große Herausforderungen gestellt: Schulabbrüche, Wissenslücken und eine Vertiefung der digitalen Kluft sind die Folge.

Letztere war schon vor der Pandemie eine Realität in Indien: Nur 23,8 Prozent der Haushalte im ganzen Land haben Zugang zum Internet, die Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Haushalten sind immens. Von den 60 Prozent der indischen Bevölkerung, die auf dem Land leben, haben nur 14 Prozent Zugang zum Internet, noch einmal deutlich weniger als die 42 Prozent der städtischen Haushalte. 5,3 Prozent der Kinder im ländlichen Raum wurden 2021 nicht eingeschult, 2018 waren es nur 1,8 Prozent.

Arme Fami­lien in der Kreditfalle

Dalits („Kastenlose“) und indigene Adivasi finden Arbeit meist im informellen Sektor. Für sie bedeutet Lockdown: Jobverlust, massive Einschränkung der Mobilität, Entzug der Lebensgrundlage und Ernährungsunsicherheit. Von den 395 Millionen Wanderarbeiter:innen in Indien sind schätzungsweise 62 Millionen Dalits und 31 Millionen Adivasi. Sie sind aus ihrer Heimat in die Städte gezogen, weil sie Gewalt gegen ihre Kaste, Armut oder den Verlust ihres Eigentums fürchten mussten. Durch Arbeitslosigkeit und die erzwungene Rückkehr in ihre Dörfer sind sie erneut der Gewalt und Ausbeutung ausgeliefert.

Viele Kinder aus armen Fami­lien haben die Schule abgebrochen, um Eltern und Geschwister durch Arbeit zu unterstützen. Eine große Mehrheit der Mädchen zwischen zehn und vierzehn Jahren muss Hausarbeit verrichten. Das Wegbrechen der Einkommen treibt viele arme Fami­lien in die Kreditfalle – die Zinssätze sind hoch. Betroffen sind hier vor allem Angehörige der muslimischen Gemeinschaft in Indien, von denen die Mehrheit eigene Gewerbe betreibt. Es drohen Zwangsarbeit und Schuldknechtschaft.

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