– Jesuit Volunteers
Süße Reismilch, bittere Erkenntnis
Kilian ist einer von 13 Freiwilligen, die gerade ein Jahr in einem unserer Partnerprojekte weltweit verbringen. Er absolviert sein Soziales Jahr im indischen Pune, wo er im Projekt „Maher“ mit Menschen in schwierigen Lebenslagen arbeitet.
Die Erfahrung, an diesem „ganz besonderen Ort“ wirken zu dürfen, empfindet er als großes Glück – und doch bringt sie eine herausfordernde Frage mit sich: „Wie gehe ich damit um, dass mein eigenes Leben so sehr von Privilegien geprägt ist?“
Mit dem Alltag kommen die Fragen
"Manchmal vergesse ich fast, dass ich in Indien bin. Der Alltag hat mich eingeholt. Nach den zahllosen Festen der ersten Wochen ist plötzlich Routine eingekehrt: Vormittags arbeite ich in der Produktion, bastele Ohrringe für den Maher-Shop oder mache Aktivitäten mit den beeinträchtigten Frauen – wir werfen Bälle in Eimer, werfen Kegel um, schauen Bollywood-Filme. Nachmittags helfe ich den Kindern bei den Hausaufgaben oder spiele Fußball auf dem staubigen Feld zwischen den Häusern.
Und mit dieser Routine passiert etwas Seltsames: Die Zeit vergeht plötzlich schneller. In den ersten Wochen fühlte sich jeder Tag endlos an. Jede Rikscha-Fahrt war ein Abenteuer, jedes Essen eine Herausforderung, jede Begegnung neu. Zwei Monate fühlten sich an wie ein halbes Jahr. Aber jetzt, da ich die Gesichter kenne, die Abläufe verstehe, die Wege auswendig kann, da beschleunigt sich alles wieder. Die Tage verschmelzen, die Wochen rasen vorbei. Es ist, als würde mein Gehirn nur noch das Neue abspeichern – und wenn nichts mehr neu ist, dann verschwindet auch die Zeit. Indien ist Alltag geworden.
Und mit dem Alltag kommen die Fragen."


