– JRS Afghanistan
„Seelenschwestern“: Fardina und Aziza verändern die Welt
Das Projekt Skilling Circles des Jesuit Refugee Service (JRS) stärkt Frauen in Afghanistan, die bisher kaum Zugang zu Bildung und Erwerbsmöglichkeiten hatten. Durch handwerkliche und unternehmerische Schulungen gewinnen sie wirtschaftliche Unabhängigkeit und neues Selbstvertrauen. So entstehen kleine Netzwerke der Solidarität – des Lernens, Teilens und gegenseitigen Empowerments. Zwei junge Afghaninnen, Fardina und Aziza, schildern ihren Weg aus der Enge in die Selbstbestimmung.
„Die Situation meiner Familie hat sich völlig verändert – von ‚Bleib zuhause‘ zu ‚Geh hinaus und arbeite‘“, erzählt Fardina stolz. Gemeinsam mit ihrer Freundin Aziza ist sie Teil der Skilling Circles, einer Initiative des JRS in Afghanistan, die Frauen durch Berufsbildung und gemeinschaftliches Unternehmertum stärkt.
Für beide Frauen war der Weg dorthin alles andere als einfach. Armut, frühe Heirat, familiäre Verpflichtungen und gesellschaftliche Vorurteile prägten ihr Leben. „In unserer Gemeinschaft gilt es als Tabu, wenn Frauen an Ausbildung oder Weiterbildung teilnehmen“, berichtet Aziza. „Doch viele, die mich früher kritisierten, loben heute meine Arbeit – und wünschen sich, dass auch ihre Töchter meinen Weg gehen.“
Von Lernenden zu Unternehmerinnen
Ihre Reise begann im JRS Youth Centre, wo sie an einem Qualifizierungsprogramm teilnahmen. Das Ziel: Frauen zu befähigen, ihre eigenen Fähigkeiten wirtschaftlich zu nutzen. JRS begleitete sie dabei, von Lernenden zu selbstständigen Marketerinnen zu werden – Frauen, die handgefertigte Produkte aus ihren Gemeinden auf den Markt bringen.
„Es war nicht leicht“, erinnert sich Fardina. „Wir mussten mit Reiseeinschränkungen, fehlendem Geld, der Notwendigkeit eines mahram (männlicher Begleiter), unbekannten Märkten und der Kommunikation mit männlichen Händlern umgehen. Aber gerade diese Hürden haben uns erfinderisch gemacht.“
Heute trägt sie rund 4.000 Afghani im Monat (etwa 57 US-Dollar) zum Familieneinkommen bei – ein kleiner Betrag, der Großes bedeutet.
Brückenbauerinnen für andere Frauen
Mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung schlagen Aziza und Fardina Brücken zwischen Kunsthandwerkerinnen in ihren Gemeinden und dem Markt. Sie zeigen, dass Empowerment ansteckend sein kann: Jede Frau, die selbstbewusst ihren Platz in der Gesellschaft einnimmt, öffnet Türen für viele andere.
„Wir nennen uns Seelenschwestern,“ sagen sie. „Wir teilen alles, was wir haben – unser Einkommen, unsere Freude, unsere Sorgen. Wir glauben daran, dass Teilen uns stark macht.“
Ein Weg der Würde
Trotz aller Herausforderungen halten sie an ihrer Vision fest. „Unser Einkommen ist noch gering“, sagt Fardina, „aber wir gehen weiter unseren Weg mit den Skilling Circles von JRS. Eines Tages werden wir unser Ziel erreichen – auf dem Weg, den kaum jemand zuvor gegangen ist.“
Die Geschichte von Aziza und Fardina ist ein Zeugnis dafür, dass Bildung und Gemeinschaft mehr sind als Werkzeuge – sie sind Wege zur Würde. Mit jeder Frau, die den Mut findet, neue Schritte zu gehen, wächst das Licht der Hoffnung – in ihren Familien, ihren Gemeinden und weit darüber hinaus.
Unterstützung für Frauen in Afghanistan:
Afghanistan: Zukunft knüpfen
Not und Instabilität, Willkür und Repression, dazu Zwangsabschiebungen in ein überfordertes Land: Der Druck auf die Bevölkerung wächst in Afghanistan, vor allem leiden Frauen und Mädchen. Ein JRS-Programm, das Bildung und Handarbeit verbindet, ebnet jetzt Hunderten jungen Afghaninnen den Weg in mehr Selbstständigkeit.


