– Jesuit Volunteers

Indien im Herzen

Jesuit Volunteers-Ländertreffen in Nürnberg: Elf ehemalige Indien-Freiwillige kamen Ende Februar in den Räumen der Jesuitenmission zusammen. Motto des Treffens: Christentum im pluralen Indien von Anfang bis heute. Teilnehmer Sebastian Riedel berichtet:

Mehr als Nostalgie

Das erste Ländertreffen von Jesuit Volunteers sollte natürlich „nicht nur ein Nostalgietreffen werden, sondern helfen, den Erfahrungsschatz und die Auseinandersetzung mit dem Land Indien im Sinne eines nachhaltigen Aufenthalts zu befördern“, machte Organisator Trieu Nguyen SJ gleich am Anfang deutlich. Der erste Abend war daher sinnvollerweise dem Ankommen und freien Erfahrungsaustausch gewidmet. Gerade die Tatsache, dass Freiwillige aus verschiedenen Einsatz-Jahrgängen mit dabei waren, machte diesen ersten Austausch so wertvoll.

Neue Erkenntnisse

Projekte und -partner wechseln und verändern sich im Laufe der Jahre, genauso entwickelt sich das Programm Jesuit Volunteers weiter. Gerade deshalb war es von besonderem Wert, dass auch die Koordinatorin des Freiwilligenprogramms der Jesuitenmission, Nicole Endres, aktiv am Treffen teilnahm. Ein Ländertreffen kann so, neben dem Erkenntnis- und Erfahrungszuwachs für die zurück­gekehrten Freiwilligen, auch für das Programm von großem Wert sein, wenn die Erfahrungen der Freiwilligen der künftigen Verbesserung der Kommunikation oder Organisation des Freiwilligendienstes dienen. Jesuit Volunteers ist schließlich kein Entwicklungshilfe-, vielmehr Bildungsprogramm, das gerade unter diesem Augenmerk der beständigen Evaluation bedarf.

Christen im Fadenkreuz

Thematisch stand besonders der folgende Samstag im Fokus des Treffens. Einen inhaltlichen Input zum Thema „Christentum in Indien“ lieferte der frühere Missionsprokurator Joe Übelmesser SJ, der auf einen mehrjährigen Einsatz in und für Indien zurück­blicken kann. Auch sein Theologiestudium absolvierte Pater Joe in Pune im Bundesstaat Maharashtra, wie er einleitend erklärte. Die Situation der Christen sei in vielen Teilen Indiens, besonders den östlichen Bundesstaaten wie Orissa, aber auch im Nordwesten wie z.B. Gujarat, prekär. Dabei würden Christen zwar nicht wegen ihres Glaubens verfolgt. Die Kombination aus hindu-nationalistischer Ideologie der Regierung Modi, die alle Nicht-Hindus als Feinde sieht, die ökonomische Unzufriedenheit der Menschen sowie der Unwille der Regierung, Minderheiten vor Übergriffen zu schützen, führt immer wieder zu Gewalt.

Nachhaltigkeit und Vetrauen

Schon während des Gesprächs mit P. Joe wurde deutlich, dass das Thema Frauen in der indischen Kultur, Sexualität sowie die Rolle der Familie in Indien uns TeilnehmerInnen auch besonders interessierte. Vielleicht sind dies jene Themen, an denen die Andersartigkeit indischer Kultur am deutlichen sichtbar wird. Eine ehemalige Freiwillige in Ranipet/Tamil Nadu und jahrelange Unterstützerin zahlreicher Projekte im Süden Indiens brachte für den Nachmittag das Thema „Nachhaltigkeit von Spenden“ auf die Tagesordnung. Unter gekonnter Anleitung von Elisabeth – Teilnehmerin, ehemalige Freiwillige und studierte Pädagogin – versuchten wir dem Thema nach der Methode der Supervision näher zu kommen. Die Grundsatzfrage, ob finanzielle Zuwendungen manchmal mehr Schaden anrichten – weil sie z.B. Entwicklungsprozesse hemmen können – als Nutzen bringen, konnten wir natürlich in diesem Rahmen nicht final beantworten. Dennoch denke ich, dass wir viele wertvolle Impulse und Gedanken zu dem Thema diskutiert haben. Letztlich dreht sich die Frage, ob Spenden sinnvoll und gezielt eingesetzt werden, wesentlich darum, ob wir der dahinter liegenden Organisations-Struktur Vertrauen entgegenbringen können oder eben nicht. Das Abendessen, indisches Curry, bereiteten Mary, Vincenz und Moritz in Kooperation zu. Auch an selbstgebackenen Kuchen wurde gedacht.

Einen würdigen Abschluss des Treffens markierte der Sonntag, an dem wir gemeinsam die Heilige Messe feierten. Dass wir dabei besonders auch für die Menschen Indiens, als auch für die Freiwilligen, die gerade aktiv im Einsatz sind, beteten, verstand sich von selbst. Beim anschließenden Brunch bot sich ein letztes Mal die Gelegenheit, gemeinsam zu essen. Wer Indien kennen und lieben gelernt hat, weiß, wie zentral und kennzeichnend das gemeinschaftliche Mahl-Halten auch für InderInnen ist. Einen passenderen Abschluss eines gelungenen Treffens hätte es von daher nicht geben können.

Sebastian Riedel, Jesuit Volunteer in Indien 2017/18

  • Freiwilligen-Programm Jesuit Volunteers: alles Infos zu Einsätzen und Bewerbung

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