– Uganda

Frido Pflüger SJ an Corona verstorben

P. Frido Pflüger SJ ist in der Nacht auf Sonntag, 20. Juni 2021, in Kampala/Uganda an einer Covid-19-Infek­tion gestorben. Er war Pädagoge, Schulleiter, Freund und Begleiter von Geflüchteten in Afrika und Deutschland.

P. Frido Pflüger SJ ist am 18. Februar 1947 in Albbruck im Landkreis Waldshut geboren und trat nach dem Abitur am 13. Juni 1966 in den Jesuiten­orden ein. Er studierte Philosophie und Theologie in Pullach, Innsbruck und Tübingen. Von 1971 bis 1973 war er Erzieher und Mathematiklehrer am Kolleg St. Blasien im Schwarzwald. Am 2. Oktober 1976 wurde er in München zum Priester geweiht. Von 1975 bis 1981 absolvierte er in Tübingen ein Zweitstudium der Mathematik und Physik und war anschließend Lehrer für Mathematik, Physik und Astronomie am Jesuitenkolleg in St. Blasien.

Ein Leben im Dienste Geflüchteter

Während des Tertiats auf den Philippinen 1986/87 arbeite er zum ersten Mal für drei Monate mit dem Jesuiten-Flücht­lings­dienst (Jesuit Refugee Service – JRS). Im Lager Bataan, wo damals vietnamesische Boat People untergebracht waren, lernte er, was es heißt, Menschen zu begleiten. Von 1988 an war er stellvertretender Schulleiter am Kolleg St. Blasien. Ab August 1992 half er beim Wieder­auf­bau des katholischen St. Benno-Gymnasiums in Dresden, dessen Schulleiter er 1994 wurde und bis 2003 blieb. Von 2003 bis 2006 ging er für den JRS nach Adjumani, Norduganda, wo damals 100.000 Flüchtlinge aus dem Südsudan gestrandet waren. Von 2006 bis 2008 war er Delegat des deutschen Provinzials für ignatianische Pädagogik. Danach ging er nach Nairobi/Kenia und leitete von 2008 bis 2012 als Regionaldirektor den JRS Ostafrika, nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er von 2012 bis 2018 Leiter des JRS Deutschland in Berlin. 2018 ging er wieder zurück nach Afrika und arbeitete als Country Director für den JRS in Uganda.

Vor allem die letzten anderthalb Jahre während der Corona-Pandemie waren für ihn eine besondere Herausforderung. Seine Rückkehr nach Deutschland war geplant, für den 18. Juli hatte er einen Flug nach Berlin gebucht. Wegen einer COVID-19-Infek­tion musste er seit dem 15. Juni im Krankenhaus in Kampala behandelt werden. Nun hat ihn der Herr am Weltflüchtlingstag in die ewige Heimat gerufen.

R.I.P.

Online-Kondolenzbuch

Von 1994 bis 2003 war Pater Pflüger Direktor des St. Benno-Gymnasiums in Dresden. Auch danach blieb er der Schule immer verbunden, und die Schulfamilie ihm, etwa durch Spendenaktionen für den JRS in Adjumani, Uganda. Nun hat das Benno-Gymnasium seinem frühereren Schulleiter zu Ehren ein Online-Kondolenzbuch eingerichtet: „Mit Frido Pflüger verliert unsere Schule einen guten Freund und Unterstützer. Möge er in Frieden ruhen.“

Digitales Kondolenzbuch

Seine Leidenschaft wird die Trauer verwandeln

Jörg Dantscher SJ, stellv. Leiter von jesuitenweltweit, zum Tode seines Mitbruders Frido Pflüger SJ:

Es drängt mich, ein Zeichen der Verbundenheit zu senden; denn Frido war für uns immer ein sehr beeindruckender Mensch und wir können und dürfen froh sein, wo und wie er die Sorge um den Menschen in den Mittelpunkt seiner Arbeit gestellt hat.

Es war nicht schwerpunktmäßig der Lernstoff, den er vermitteln wollte, obwohl er in St. Blasien wie in Dresden eben auch ein fachlich sehr kompetenter Lehrer war. Aus seinen Augen war eigentlich immer abzulesen, dass er vor allem an den Menschen, wie sie ihm gegenüber standen, interessiert war.

Ich habe immer bewundert, dass er neben seiner Leidenschaft – und die hatte er, etwa in Urteilen über Strukturen, über die Not von Menschen und unser Versagen als reiche Welt gegenüber den armen Ländern und vor allem gegenüber den armen Menschen – eben auch erkennen ließ, mit einladendem Lächeln oder einem Erstaunen und Werben auf dem Gesicht, dass wir nicht damit zufrieden sein dürfen, wie es ist…

Vorbildliche Pionierleistung im Osten Deutschlands

Ich habe mich, als wir suchten, ob und wen wir in welche Arbeit nach Ostdeutschland senden können, darüber sehr gefreut, dass er schnell bereit war, eine schöne, anerkannte Arbeit und Stellung in St. Blasien aufzugeben und nach Dresden zu gehen. Dadurch entkrampfte er Schwierig­keiten im Schwarzwälder Kolleg, aber damit gewann er auch einen Weinberg seiner schulischen Arbeit, die eine vorbildliche Pionierleistung im Osten Deutschlands darstellte: ein neues Gymnasium (gebaut von Behnisch, dem Olympia-Architekten, beneidet von vielen in der Elb-Metropole) ein Team von tollen Lehrerinnen und Lehrern in einem pädagogischen Niemandsland, ein Lichtblick für Menschen im Osten, vorbildlich mit inklusiver Pädagogik, exemplarisch für ein christliches Menschenbild….

Dass er dann nach wohl zehn Jahren aufbrach, um beim Jesuitenflüchtlingsdienst zu arbeiten, haben vielleicht manche Kollegen nicht verstanden, aber seine Schüler und die Eltern und Freunde gaben ihm technische Instrumente mit auf den Weg nach Uganda, so dass er von dort berichten konnte, was an Not, aber auch an Früchten seiner Arbeit zu berichten war. Dabei war er schon damals eigentlich nicht „afrika-tauglich“, würde man heute sagen. Gesundheitlich forderte er mehr von sich als es eigentlich vertretbar war. Wie viele Jugendliche sind durch seine Lebensweise, seine Ermutigung, seine freundlichen Augen dazu angeleitet worden, sich zu überlegen, auch für Menschen engagiert zu sein, in Deutschland wie in den armen Ländern fremder Kontinente!

Sein Herz war in Uganda

Gesundheitlich hätte er eigentlich froh sein müssen, als ihn der Orden wieder nach Deutschland holte – aber bei genauem Hinsehen versteht jeder, dass er am Ende wieder „hinaus“ musste aus unserer deutschen Welt. So ist seine letzte Aufgabe Uganda geworden. Sein Herz ist, bevor er gesundheitlich nach Deutschland zurück­kehren sollte, dort geblieben. Sein Atem hat diese Rückkehr nicht mehr gewollt. Wir hätten uns zwar gefreut, aber er wird uns aus einer neuen Perspektive anlächeln und sagen: Macht selbst was aus Eurem Leben und der Bergpredigt.

All denen, die seine Wege in den Orden, im Orden, auf den verschiedensten Plätzen Deutschlands und Afrikas begleitet haben, ein herzlicher Dank. Sein Leben hat uns reich gemacht, auch wenn wir traurig sind. Aber die Dankbarkeit für seine Art, sein Wirken, für seine Botschaft, seine Leidenschaft wird die Trauer verwandeln.

Das Requiem für P. Frido Pflüger ist am Dienstag, 22. Juni, um 9 Uhr (MESZ) in der Pfarrei St. Peter in Nsambya in der Nähe des Xavier House in Kampala/Uganda, anschl. ist dort die Beisetzung. Das Requiem wird per Livestream übertragen (https://zoom.us/j/95615924208 / Meeting ID 95615924208).

In Berlin findet ein Requiem am Freitag, 25. Juni, um 19 Uhr in St. Canisius statt; ebenfalls in München am Freitag, 25. Juni, um 18 Uhr in St. Michael. In Dresden feiert die Schulgemeinde des St. Benno-Gymnasiums am Freitag, 25. Juni, einen internen Gedenkgottesdienst. Am Mittwoch, 30. Juni, feiert Bischof em. Joachim Reinelt um 18 Uhr einen Gedenkgottesdienst in der Kathedrale (Schloßstraße 24, 01067 Dresden). In Nürnberg findet das Requiem in St. Klara, statt am Donnerstag, 24. Juni 2021, um 14 Uhr (vorherige Anmeldung bis Mittwoch, 16 Uhr, per mail walter(at)jesuitenmission.de oder Tel. 0911/2346160 erbeten).

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Jesuiten

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