– Simbabwe nach 40 Jahre Mugabe

Die Hoffnung auf ein besseres „Weiter so“

 „Ich bin zuversichtlich, dass es ohne Blutvergießen über die Bühne geht.“ Als der Jesuit Konrad Landsberg diesen Satz am späten Dienstagnachmittag in Nürnberg sagt, ist Robert Mugabe noch nicht zurück­getreten. Eine gute Stunde später kommt die Eilmeldung über das Ende seiner Herrschaft. Die hat Landsberg quasi von Anfang an in Simbabwe miterlebt, seit 44 Jahren ist der Pater in dem Land – länger als Mugabe an der Macht. Eine Regentschaft, die „vielversprechend“ begann, wie sich der heute 78-Jährige beim Heimatbesuch erinnert.

Mugabe rief 1980 im damaligen Rhodesien die Un­ab­hängig­keit von der Kolonialmacht Großbritannien aus, mit einem Appell zur Versöhnung nach dem Befreiungskampf, wie Landsberg berichtet. Aus Feinden müssten Freunde werden. Und der neue Regierungschef habe vor allem in den Ausbau von Oberschulen investiert, also in Bildung. Verzwanzigfacht habe er deren Zahl, so Landsberg. Doch schnell sei auch die Unzufriedenheit gewachsen, Gleiches gelte für die Probleme.

Die Vertreibung der weißen Farmer sei ein Einschnitt gewesen, so der Jesuitenpater. Sie hatte der Präsident als Feinde ausgemacht, nachdem die ihre Mitarbeiter zu Versammlungen einer anderen Partei fuhren, eher aus Hilfsbereitschaft, wie der Pater betont. „Das Land wurde zum Hungerland.“ Es folgte der wirtschaftliche Niedergang, „eine Inflation von zwei Millionen Prozent“.

Was Mugabe noch an der Macht gehalten habe? Landsberg erzählt davon, dass er eine Missionsstation besucht habe, wo kurz zuvor Mugabe zu Besuch war. Die Straße war in bestem Zustand. „Wo Mugabe hinfährt, sind die Straßen in Ordnung. Wo nicht, sind Sie schneller zu Fuß als mit dem Auto.“ Vetternwirtschaft und Bestechung. Aber auch Gewalt in den vergangenen 15 Jahren.

Landsberg berichtet von den 90 Prozent Arbeitslosigkeit, den sozialen Problemen, aber auch dem Engagement der Kirche. Alle großen Pfarreien und Orden leisteten Sozialarbeit, förderten Bildung, indem sie Schulgeld zahlten, leisteten Hilfe für Kranke und versuchten, mit Kursen den Menschen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Mugabe habe sie machen lassen, dafür war für die Kirche die große Politik tabu. „Haltet Euch zurück“ mit Kritik, das sei die Linie von Bischöfen und Provinzleitungen gewesen.

Ein Mitbruder Landsbergs gilt sogar als Vertrauter Mugabes. Fidelis Mukonori (70) sei dem Präsidenten schon während des Ringens um Un­ab­hängig­keit sehr nah gewesen, berichtet der Pater in Nürnberg. In Landsbergs Nachbarpfarrei im Erzbistum Harare sei er heute tätig. „Der ist noch verschwiegener als Mugabe.“ Aber auch ein guter Jesuit, wie der deutsche Mitbruder betont. Er habe die Jugendarbeit in der gesamten Erzdiözese nachhaltig aufgebaut.

Überhaupt spricht Landsberg viel über die Jugend. Sie wollten die Jesuiten in den Schulen begeistern. „Was ist unsere Vision für Menschlichkeit?“, das sei die zentrale Frage. Der Pater räumt ein, dass viele nach der Schule zum Studieren ins Ausland gingen. „Die Ratten verlassen das sinkende Schiff – ist das ein Ideal?“ Manch einer aber bleibe bewusst in Simbabwe, um dem Land zu dienen.

Am Samstag wird Landsberg nach Simbabwe zurück­kehren. Dann wird dort wohl der bisherige Vizepräsident Emmerson Mnangagwa an der Spitze stehen. Der Jesuit wird also in ein Land kommen, in dem viele Menschen darauf setzten, dass das politische System stabil bleibt – dass es weitergeht „auf dem selben Weg mit spürbaren Verbesserungen und mehr Gerechtig­keit“, wie er sagt.

Von Christian Wölfel (KNA)

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