Aufbruch in Angónia

Im armen Nordwesen von Mosambik bringen die Jesuiten um Pater Heribert Müller und ein Netzwerk Ehrenamtlicher das Gemeindeleben zum Blühen und schaffen sozialen Wandel. Durch die Finanzierung von Baumaterial, Stipendien für Waisenkinder und Fahrrädern für junge Katechisten unterstützen und begleiten wir die Menschen auf ihrem Weg in eine hoffnungsvolle Zukunft.

X31244 Mosambik

Ort:
Angónia, Mosambik

Partner:
Pater Heribert Müller SJ, Society of Jesus in Southern Africa

Zielgruppe:

  • Drei von Jesuiten geleitete Pfarreien im armen, ländlichen Norden von Mosambik mit jeweils 25 bis 30 Außenstellen
  • Gotteshäuser sind marode, pesonelle Ressourcen knapp
  • 250 ehrenamtliche Katechisten – „Abusas“ (Hirten) – organisieren Feiern, bereiten die Sakramente vor und halten ihre Gemeinden zusammen
  • Immer im Blick sind die Belange der Schwächsten, etwa in sieben Waisenhäusern oder bei der Gefängnis-Seelsorge in Villa Ulongwe

So hilft Ihre Spende:

Mit dem Aufbau der Schule ESIL und der Errichtung einer Krankenstation helfen die Jesuiten, die Region voranzubringen. Ihre pastorale Arbeit stärkt Identität und friedliches Zusammenleben. „Peer Education“-Programme helfen Jugendlichen und geben Halt; Kirchen und Kapellen werden vergrößert und renoviert, ein geplantes neues Gemeindezentrum in Msaladzi soll zum Ort der Bildung werden.

Unterstützen Sie mit uns die Arbeit der Jesuiten in Angónia:

  • 25 Euro kostet Arbeitsliteratur für einen Katechisten
  • 100 Euro kostet ein Dienstfahrad
  • 200 Euro finanzieren pro Jahr Internatsgebühren für eines von 25 Waisenmädchen
  • 1.500 Euro kostet die Erneuerung eines Kirchdachs

Pater Heribert Müller SJ ist in den abgelegenen Nordwesten von Mosambik zurück­gekehrt. Nach dem Aufbau der Schule ESIL arbeitet er jetzt an der Basis in den Gemeinden, renoviert gemeinsam mit den Gläubigen Gotteshäuser und bildet Katechisten aus; in einer der ärmsten Landesregionen geben sieben Waisenhäuser jungen Menschen Hoffnung und Perspektive, eine neue Krankenstation gewährleistet Zugang zu medizinischer Versorgung.

Tiefer Glaube, große Armut

Ich stehe einer Pfarrei vor, die recht groß ist. Von Nord nach Süd sind es über 70 Kilometer, nach rechts und links geht es mal 20, mal 30 Kilometer hinein in abenteuerliches Gelände. Die Pfarrei ist in vier Filialgemeinden unterteilt, die hoffentlich irgendwann eigenständige Pfarreien werden.

Insgesamt haben wir in der Diözese 72 Gemeinden, einige größer, einige kleiner. Manche sind schon Jahrzehnte alt, die jüngsten zwei, drei Jahre; hier entstehen noch neue Siedlungen. Der abgelegenste Ort der Pfarrei liegt etwa 40 Kilometer entfernt, in den Busch hineingeschlagen, wo gar kein richtiger Weg ist. Das heißt also, dass ich sehr viel unterwegs bin, manchmal mit dem Motorrad, manchmal mit dem Auto, manchmal auch zu Fuß mit dem Rucksack. Die Freude, mit der wir empfangen werden, und was dann in der Heiligen Messe geschieht, die Wertschätzung der Eucharistie, des Gebetes, der Beichten, Taufen, Hochzeiten sind unglaublich. Unsere Kirchen sind voll mit jungen Leuten und Fami­lien, doch ihre jämmerlichen Konstruktionen halten oft dem nächsten Sturm nicht stand.

Besondere Erlebnisse sind die Fußmärsche in die umliegenden Dörfer. Man kommt an, und es gibt so viele Kinder! Manche laufen weg vor diesem Europäer, „Muzungu“ genannt. Die mich kennen, kommen mir entgegen. Es ist alles, wie es vor langer Zeit war: Es gibt keinen Strom, kein fließendes Wasser. Aussaat und Ernte verlaufen ganz ursprünglich, viele leben von dem, was sie anbauen.

Seelsorge im Gefängnis

Ein neuer Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Gefängnispastoral: Jeden Donnerstag fahren wir 25 Kilometer nach Villa Ulongwe. Das Gefängnis dort ist eine ganz einfache, heruntergekommene Institution, wo, auf engstem Raum eingepfercht, Hunderte, meist junge, Männer einsitzen. Viele wollen sich nur den Frust von der Seele reden, manche sitzen im Gefängnis, weil sie ein Fahrrad gestohlen haben und geschnappt wurden; die Verhandlung hat dann nach vier Monaten noch nicht stattgefunden. Oft gibt es kein Feuerholz und dann mehrere Tage lang nichts zu essen. Frische Kleidung und Seife sind nicht verfügbar. Hier und da können wir etwas mitbringen, gelegentlich auch 20 Liter Diesel für den gefängniseigenen Traktor. Für diese Arbeit haben wir einen Fonds eingerichtet.

Jugend im Fokus

In unserer Pastoral ist es wichtig, auf die Bedürfnisse der Jugendlichen einzugehen: Sie stehen oft am Rande. Hier setzen wir auf das Konzept der „peer education“ durch andere Jugendliche, die wir entsprechend ausbilden. In Msaladzi planen wir den Bau eines Gemeindezentrums mit Räumen für Unterricht, nicht nur für die Katechisten, sondern auch für andere Initiativen, etwa um jungen Männern und Frauen, die noch nicht lesen und schreiben können, weiterzuhelfen.

P. Heribert Müller SJ

Angónia: vergessene Region mit viel Potenzial

Sanfte Hügel und Hochebenen mit fruchtbaren Böden prägen das Bild von Angónia, einer Region im äußersten Nordwesten Mosambiks, gelegen in der Provinz Tete. Sie liegt etwa 1.200 Meter über dem Meeresspiegel, mit einem gemäßigten Klima, ideal für die Land­wirt­schaft. Die Lage an der Grenze zu Malawi spielt historisch eine zentrale Rolle in der sozialen und ökonomischen Entwicklung durch den Verlauf vieler Handels- und Migrationsströme. Trotz ihres Potenzials ist Angónia eine der armen Regionen Mosambiks.

Während der portugiesischen Kolonialzeit war Angónia bis Mitte des 20. Jahrhunderts ein Zentrum der Produktion von Mais und Tabak. Viele Einheimische wurden zur Zwangsarbeit verpflichtet. Nach der Un­ab­hängig­keit Mosambiks im Jahr 1975 erlebte die Region einen drastischen Wandel: Der Bürgerkrieg zwischen FRELIMO- Regierung und den Rebellen der RENAMO (1977- 1992) hinterließ tiefe Narben. Viele Menschen flohen nach Malawi, und die Infrastruktur – Straßen, Schulen, Krankenhäuser – wurde weitgehend zerstört. Die Folgen sind bis heute zu spüren. Rund 80 Prozent der 350.000 Einwohnerinnen und Einwohner sind in der Land­wirt­schaft tätig, die meisten betreiben Subsistenzwirtschaft. Zunehmend bedrohen Extremwetterlagen die Ernten und damit die Lebensgrundlagen.

Schwache Infrastruktur erschwert den Zugang zu Märkten und behindert die wirtschaftliche Entwicklung. In vielen Dörfern gibt es keine Schulen, und es mangelt an qualifizierten Lehrkräften. Der Zugang zu grundlegender medizinischer Versorgung ist nicht gewährleistet. Angónia liegt weit entfernt von den wirtschaftlichen und politischen Zentren des Landes und erhält wenig Aufmerksamkeit der Politik. Nur wenige Menschen sind der Amtssprache, des Portugiesischen, mächtig; den meisten Jugendlichen bleiben allein dadurch höhere Bildungsabschlüsse verwehrt. Mit ihren jüngsten Projekten tragen die Jesuiten der Provinz Südliches Afrika dazu bei, die Lage durch den Aufbau von Bildungseinrichtungen, Land­wirt­schaftsprogrammen und die Einrichtung eines Gesundheitszentrums nachhaltig zu verbessern.

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