– Jesuitenmission in Japan

Scorsese und das Schweigen Gottes – Starregisseur dreht Film unter Mitwirkung der Jesuiten

München (KNA) – „Silence“ heißt der neue Spielfilm von Oscar-Preisträger Martin Scorsese, der am 2. März in die deutschsprachigen Kinos gekommt ist. Der Starregisseur serviert schwere Kost aus der Zeit der Christenverfolgung im Japan des 17. Jahrhunderts, ein Drama um Glaube, Gewalt und Verrat mit hochkarätig besetzten Missionaren (Liam Neeson, Andrew Garfield, Adam Driver) als Hauptfiguren. Die Jesuiten sind begeistert, denn es geht nicht nur um ihre Geschichte, sie haben auch am Set intensiv als Berater mitgewirkt.

In der jüngsten „Star Wars“-Episode mimte Driver noch einen der dunklen Seite der Macht verfallenen Jedi-Ritter. Für das japanische Jesuitenepos absolvierten er und sein Kollege Garfield („Spiderman“) in einem abgelegenen walisischen Kloster ignatianische Schweigeexerzitien. Garfield bekannte anschließend: „Ich bin ganz und gar zum Jesuiten geworden und habe die Spiritualität aufgenommen.“

Als Exerzitienmeister fungierte der US-Jesuit James Martin. Dieser wich während der ganzen Dreharbeiten nicht von der Seite des Regisseurs, der in jungen Jahren von einer Jesuitenschule flog und seinen Berufswunsch Priester aufgab, um sich bei der Traumfabrik Hollywood zu verdingen.

Für den katholischen Regisseur handelt es sich um ein Herzensprojekt, das er nach eigenen Angaben jahrzehntelang mit sich herumtrug. Wie schon bei der „Letzten Versuchung Christi“ (1988), die bei konservativen Christen wütende Proteste hervorrief, hat er auf eine Romanvorlage zurück­gegriffen. Sie stammt von dem preisgekrönten japanischen Schriftsteller Shusako Endo und wurde in dessen Todesjahr 1966 veröffentlicht. Von diesem Buch, das er bereits 1989 auf einer Zugfahrt in Japan verschlang, hat sich Scorsese auch den Titel geliehen: „Schweigen“.

Endo und Scorsese erzählen die auf historischen Tatsachen beruhende Geschichte einiger Jesuiten, die 1638 von der fernöstlichen portugiesischen Kolonie Macao nach Japan aufbrechen, wo ihr Mentor unter Folter dem Glauben abgeschworen haben und Buddhist geworden sein soll. Der Titel spielt auf das Schweigen Gottes an, das den Ordensmännern angesichts des grausamen Martyriums der Opfer so unverständlich erscheint. Für den Film, der mit einer mehrmonatigen Schiffsreise beginnt, mussten sich die Schauspieler einer strikten Diät unterziehen und bis zu 20 Kilogramm abnehmen.

Außer Martin stellten drei weitere in Taiwan arbeitende Jesuiten ihre Expertise zur Verfügung. Ein Theologieprofessor beaufsichtigte alle Szenen, in denen Jesuiten oder Gläubige in explizit religiösen Haltungen gezeigt werden. Zwei Mitarbeiter einer jesuitischen Filmproduktionsgesellschaft fungierten selbst als Komparsen.

Bei einer Preview Ende November durften 400 Jesuiten in Anwesenheit des Regisseurs in Rom das fast drei Stunden lange Werk begutachten. „Am Ende konntest Du eine Stecknadel fallen hören“, erzählte Pater Martin anschließend und beförderte Scorsese in den Kinohimmel: „Er hat sein Meisterstück über unser Leben geschaffen.“

Scorsese kam bei der Gelegenheit mit seiner Familie in den Genuss einer rund 15-minütigen Privataudienz bei Papst Franziskus, der an der Vorab-Vorführung nicht selbst teilnahm. Doch das Kirchenoberhaupt bekannte, Endos Roman gelesen zu haben. Und dass er als junger Mann selbst in den Jesuiten­orden eingetreten sei mit dem Ziel, Missionar in Japan zu werden.

In der Fachpresse fällt das Echo auf „Silence“ bisher eher gedämpft aus: Eher langatmig, vor allem für religiös interessierte Insider, heißt es oft. Die Zuschauerresonanz in den USA, wo der Film Weihnachten startete, war auch eher mau. Manch ein Kritiker spricht bereits „vom größten Desaster in Scorseses Karriere“. Bei der Berlinale und mehreren anderen großen internationalen Wettbewerben blieb es still um „Silence“. Für die Oscars wurde der Film nur in der Kategorie „Beste Kamera“ nominiert. Jetzt können sich die Zuschauer selbst ein Bild machen.

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