– Jesuit Volunteers – Kambodscha

Beschenkt durch Begegnungen

Banteay Prieb, zu Deutsch „Zentrum für Taube“ – so lautet der Name des Projekts in Kambod­scha in dem Carmen als Jesuit Volunteer tätig war. Es handelt sich dabei um das erste Projekt der Jesuiten in diesem Land, das 1991 ins Leben gerufen wurde und bis heute als Aushängeschild für das dortige Engagement des Ordens fungiert. Der Name des Projekt lautet „Banteay Prieb“, „Zentrum der Taube“, weil es zu Bürgerkriegszeiten ein Zentrum für Brieftauben war. Man behielt die ursprüngliche Bezeichnung bei und deutete sie zum Symbol für Frieden und Versöhnung um. Banteay Prieb ist ein Ausbildungszentrum für körperlich behinderte Frauen und Männer zwischen 19 und 40 Jahren (früher insbesondere Minenopfer und an Kinderlähmung Erkrankte, heute verstärkt Opfer von Verkehrsunfällen), wobei u.a. ein Elektronik-, ein Mechanik-, ein Schneiderei-, ein Skulpteur-, ein Labdwirtschaft- und ein Make up- Zweig angeboten werden. Die Ausbildung dauert in der Regel ein Jahr. Seit 2015 existiert eine sonderpädagogische Klasse für Menschen mit einer intellektuellen Beeinträchtigung. In diesem landesweiten Pilotprojekt war Carmen als Volontärin eingesetzt. Ihre Aufgaben waren u.a. die Durchführung von Lehrer- und Elterntrainings und Mithilfe im Schulalltag. Insgesamt finden in Banteay Prieb rund 80-120 SchülerInnen eine vorübergehende Heimat und werden nach ihrem Abschluss noch 3 Jahre lang von einem eigenen Outreach-Team nachbetreut.

Wie würdest Du das JV Jahr mit wenigen Worten beschreiben?

  • einnehmend: ist das erste Wort, das mir einfällt, weil mein Fühlen, Denken und Handeln sehr rasch von meiner neuen Umgebung, der neuen Alltagssituation und der neuen Aufgabe absorbiert waren;
  • eindrücklich: schon während meines Aufenthalts in Kambod­scha fesselte und berührte mich die Fülle meiner Eindrücke, jedoch gewahrte ich erst im Nachhinein, wie nah ich dort an mein eigentliches inneres Sehnen und Wünschen herangeführt worden war: einen Platz in einer Gruppe von Menschen zu finden, mit denen ich gemeinsam ein kleines Stück Welt gestalten kann.
  • die eigene Begrenztheit spüren:  dass ich aufgrund der Sprachbarriere nicht auf gewohnte Weise mit Menschen kommunizieren konnte, mich manchmal gehandicapt und gehemmt fühlte und gleichsam gezwungen war, anders, teils viel körperlicher und direkter zu interagieren, war eine wichtige Erfahrung für mich, die ich auf keinen Fall vergessen möchte, zumal es vermutlich vielen Menschen in gewissen Situationen ähnlich ergeht.

Was nimmst Du an Erfahrungen und Eindrücken mit nach Hause?

Das Dasein vieler Kambod­schaner ist vom alltäglichen Kampf um ein Aus- und Einkommen geprägt, denn echte Chancen und Aussichten auf Veränderungen und Unter­stützung seitens der Regierung gibt es insbesondere für die Landbevölkerung kaum. Es erfüllte mich daher mit großem Respekt, zu beobachten, zu erleben und zu hören, wie Menschen trotz Widrigkeiten und Hemmnissen auf ihre je eigene Weise versuchen, das Beste für ihre Familie und ihre Kinder zu erreichen oder auch die Weichen für ihre eigene Zukunft zu stellen. Fast täglich wurde mir bewusst, wie dankbar ich sein kann, in einem demokratischen Land aufgewachsen zu sein, in dem funktionierende Institutionen die Organisation von Staat, Gesellschaft und Wirtschaft garantieren und zumindest einem Großteil der Bevölkerung Möglichkeiten der Teilhabe an der Gemeinschaft geboten werden. Jedoch wurde mir auch bewusst, dass es gerade in der Verantwortung von uns BürgerInnen sogenannter reicher Länder liegt, sich vehement für globale Gerechtig­keit, Umverteilung und Klima- sowie Ressourcenschutz einzusetzen. No pasarán!  

Gleichzeitig fühlte und fühle ich mich sehr beschenkt von den Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Menschen, mit denen ich Zeit verbracht habe, Jesuitenpatres und –brüder, Volontärinnen, Angestellte, „KollegInnen“, NachbarInnen, Trekkingführer und Zufallsbekanntschaften. 

Was hat Dich während Deines Volontariats geprägt?

Das Zusammenleben mit Menschen, die mir von Beginn an großes Wohlwollen entgegen brachten und mir die Freiheit, die Zeit und genügend Raum ließen, mich orientieren und mich einfinden zu können. Dass die Kommunität ferner religiös geprägt war, hat in mir außerdem das Bedürfnis gestärkt, als Mensch auch spirituell zu wachsen. Seither gehe ich regelmäßiger zur Messe, denke viel über den Geist Gottes nach und versuche herauszufinden, was Christsein für mich wohl bedeuten mag.  

Wie geht es Euch gerade und was für Zukunftspläne habt Ihr?

Obwohl ich meinen Aufenthalt vorzeitig beendet habe und die Gründe für meine frühzeitige Rückkehr nicht ideal waren, blicke ich mit großer Dankbarkeit und nicht allzu großer Wehmut zurück: was passiert, geschieht und ist gut so bzw. macht auf irgendeine Weise Sinn. Ich hoffe, meine „Auftraggeber“ und „Arbeitgeber“ können dies nachempfinden. Zudem bin ich sehr froh, infolge einer wahrhaft glücklichen und eher ungewöhnlichen Arbeitssituation nach meiner Rückkehr ausreichend Zeit gehabt zu haben, um meine Eindrücke und Erlebnisse zu reflektieren und ihnen nachzuspüren. Da ich in Kambod­scha erstmals mit ausschließlich jungen Erwachsenen arbeitete, was mir sehr gut gefiel, habe ich mich Ende Mai entschlossen, in meiner alten Arbeitsstätte in einem ganz neuen, engagierten Team ein Wohnprojekt mit jungen psychisch kranken Erwachsenen zu starten.

Hier geht es zur Projektseite Banteay Prieb.

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