– Kosovo

700 Quadratmeter Mut

Mit dem Sozialprojekt „Tranzit“ schlägt das Loyola-Gymnasium Prizren Brücken zu den Bewohnern im nahegelegenen Ashkali-Viertel. Das Eröffnungsfest stand ganz im Zeichen interkulturellen und interreligiösen Dialogs. P. Friedrich Sperringer SJ berichtet vom Tag der Einweihung.

Seit 19. September gibt es für eine der besten Initiativen im Kosovo ein neues Quartier: 
Unter Beteiligung zahlreicher Ehrengäste wurde der Neubau von Loyola Tranzit in Prizren mit einem großen Fest für Jung und Alt in Betrieb genommen.

„Tranzit“ heißt ein Stadtviertel nahe der Autobahn, in dem vor allem kinderreiche aber arme Ashkali-Fami­lien wohnen. Um über die Runden zu kommen, wurde Metallschrott gesammelt, ab und zu eine Gelegenheitsarbeit angenommen und vereinzelt gingen auch Mütter mit ihren Kindern in die Stadt betteln. Die Schulbildung der meisten dort lebenden Kinder war dürftig bis nicht vorhanden und der Kontakt zu den besser gestellten Gruppen der Stadt verdient die gleiche Bewertung – von beiden Seiten.

Aber da gibt es nicht weit entfernt ein Privatgymnasium mit Internat – geleitet von einem Jesuiten. Es ist zwar religionsübergreifend und multiethnisch ausgerichtet, aber die Kinder dort und die Kinder hier in Tranzit samt ihren Fami­lien haben praktisch keinen Kontakt miteinander. Bis ein junger deutscher Jesuit kommt, um für zwei Jahre dem Schulleiter zur Seite zu stehen. Er bringt die Kinder und Jugendlichen aus beiden Welten zusammen und hilft so, gemeinsam musizierend und spielend „im Tranzit“ etwas Neues zu schaffen.
Nur – das gemietete Haus ist erst halb fertig und entspricht nicht den Möglichkeiten, die sich da auftun. Das Wagnis eines Neubaus im selben Viertel mit Lernräumen, Küche, Spielplatz und Musikschule wird in Angriff genommen und gelingt!

Jetzt ist alles fertig und die Spitzen des Staates in Politik, Bildung und religiösem Leben sind zur Eröffnung gekommen. Dazu die Provinziäle der Jesuiten aus Deutschland und Österreich und mit anderen Mitbrüdern auch der junge Jesuit und Initiator, Moritz Kuhlmann SJ, der jetzt in Innsbruck weiterstudiert. „Seine“ Kinder und Jugendlichen haben ihn begeistert empfangen; in Zukunft wird das Werk von einem seiner Mitarbeiter in bewährter Weise weitergeführt werden.

Der bunte religiöse Kosmos dieses kleinen Landes spiegelt sich in den Anwesenden beim Fest wider. Da sind einheimische Ordensfrauen, die bei uns in Volksschule und Gymnasium eine wichtige Rolle spielen; es sind muslimische Fami­lien da mit ihren Kindern, die in Tranzit und unseren beiden Schulen ihre Bildung erfahren. Da sitzen als Gäste serbisch-orthodoxe Mönche aus dem Kloster Dečani, mit dem Tranzit eine sehr lebendige Beziehung hat, und das Segensgebet am Ende spricht der katholische Stadtdechant von Prizren.

Neben dem kosovarischen Bildungsminister und dem Bürgermeister von Prizren hält die ehemalige Präsidentin des Landes, die jetzt einer unterstützenden Stiftung vorsteht, Frau Atifete Jahjaga, eine sehr engagierte Rede, in der sie die Ashkali-Fami­lien aufruft, sich gegenüber der albanischen Mehrheitsbevölkerung zu öffnen und noch mehr zu einem echten Miteinander beizutragen. Sie mag Loyola und Tranzit offensichtlich sehr. 

Die musikalische Umrahmung durch unsere Kinder weist auf eine Beziehung zu Wien hin, die in den letzten Jahren gewachsen ist: viele Musikinstrumente des Orchesters kommen aus dem Umkreis des Kollegium Kalksburg, wo Lehrer und Schüler sich von alten (oder auch neuen!) Violinen, Oboen, Flöten, Celli etc. getrennt haben, um sie in einwandfreiem Zustand der Tranzit-Musikschule zu überlassen. Zum Sommercamp im Juli ist die Leiterin des Kalksburger Tagesinternates der Volksschule, Frau Katja Schnell, wieder einmal extra mit einem PKW voll mit Musikinstrumenten und anderen Liebesgaben für Tranzit angereist. 

Für mich als „Neueinsteiger“, der von den Jugendlichen und Kindern einfach mitgenommen wird beim Beten, Erzählen und Miteinander-Erleben, ist es eine beglückende Erfahrung, dabei zu sein. Nicht nur beim großen Fest, sondern auch im dortigen Alltag. Da treffen die Worte wirklich zu, die man hierzulande auf die Frage nach dem Befinden am öftesten hört: „faleminderit, unë jam shumë mirë!“ – „vielen Dank, es geht mir sehr gut!“ 

Friedrich Sperringer SJ

Pater Friedrich Sperringer SJ wurde 1944 in Wien geboren und war als Kind und Jugendlicher in Wiener Pfarren heimisch. 1965 trat er in den Orden ein. Es folgten drei Jahre Praktikum als Erzieher, Studien in Philosophie in München und Theologie in Innsbruck, 1974 Priesterweihe und vier Jahre als Erzieher am Kollegium Kalksburg. Von 1981 bis 1997 war Pater Sperringer zuerst Kaplan und dann Pfarrer in der Wiener Pfarre Lainz-Speising. Danach war er 16 Jahre als Provinzökonom tätig und von 2013 bis 2018 Rektor der Jesuitenkirche in Wien. Seit Sommer 2018 lebt Pater Sperringer im Kosovo und arbeitet vor allem am Loyola-Gymnasium der Jesuiten in Prizren mit.

Projektseite Loyola-Gymnasium

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