JRS Balkan: Barmherzigkeit statt Pushbacks

Entbehrungen, Gewalt, geschlossene Grenzen: Für viele Geflüchtete wird die „Balkanroute“ zum Spießroutenlauf. Im Kosovo, in Bosnien-Herzegowina, Serbien und Kroatien begegnen die Teams des Jesuiten-Flücht­lings­dienstes (JRS) den Migrant:innen mit Menschlichkeit und Pragmatismus.

Projekt X81010 Flüchtlingsarbeit Europa

Ort:
Länder des Westbalkan

Partner:
Jesuiten-Flüchtlingsdienst Kosovo, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Kroatien

Zielgruppe:

Geflüchtete, die auf dem Weg nach Europa an den Grenzen der Balkan-Staaten gestrandet sind. Die meisten stammen aus dem Nahen Osten, Afghanistan und Afrika. Immer wieder kommt es zu gewaltsamen „Pushbacks“ durch Grenzschutzbeamte, die in einigen Fällen zum Tod von Migrant:innen geführt haben. Während einige in Unterkünften untergebracht sind, leben viele von ihnen in provisorischen Camps, Lagerhallen und verlassenen Häusern. Mitarbeiter:innen des JRS und Freiwillige stehen ihnen bei.

So hilft Ihre Spende:

  • Unterbringung unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter in „Safehouses“
  • Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung und Hygieneartikeln
  • Rechtliche Beratung und Übersetzungshilfe, Sprachkurse
  • Psychosoziale Betreuung

Comeback der Balkanroute

Die sogenannte Balkanroute wurde durch die europäische „Flüchtlingskrise“ 2015 bekannt, als Hunderttausende Geflüchtete und andere Migranten – vor allem Menschen aus Syrien, dem Irak, Afghanistan und Pakistan, aber auch aus Nord- und Subsahara-Afrika – versuchten, auf diesem Weg nach Europa zu gelangen.

Aufgrund der Schließung der Grenzen von Mazedonien, Serbien und Kroatien ging die Zahl jener, die diese Route nutzten, 2016 zurück. Nach der Abriegelung der sog. „zentralen Mittelmeerroute“ 2018 ist sie jedoch wieder gewachsen. Zwischen Januar und November 2022 waren etwa 34.300 Menschen in den Ländern entlang der Balkanroute unterwegs – 22 Prozent mehr als im Vorjahr. Expert:innen rechnen damit, dass ihre Zahl im Lauf des Jahres 2023 auf über 100.000 ansteigen wird. Die meisten Migrant:innen, die diesen Weg nehmen, stammen aus Syrien, Afghanistan und Marokko.

Restriktionen und Gewalt

Obwohl die Genfer Flüchtlingskonvention, die Europäische Menschenrechtskonvention und das EU-Recht die Staaten dazu verpflichten, das Recht auf Asyl selbst bei irregulärer Einreise zu gewähren, werden Geflüchtete immer wieder zum Teil ohne jegliches Verfahren inhaftiert und zwangsweise in die Nachbarländer zurückgeschoben.

Vor allem die Grenze zwischen Bosnien-Herzegowina und Kroatien ist für viele das größte Hindernis. Die Regierung Kroatiens, des jüngsten EU-Mitgliedsstaats und seit 1. Januar 2023 Teil des Schengen-Raums, versucht mit einer besonders restriktiven Migrationspolitik, sich als zuverlässiger Beschützer der EU-Außengrenzen zu etablieren – brutale Gewalt der Grenzschützer und eigentlich illegale Pushbacks sind an der Tagesordnung.

Menschen­rechte schützen

In Bosnien-Herzegowina arbeiten Teams des Jesuiten-Flücht­lings­diensts (JRS) in sechs offiziellen Lagern, bieten Hilfe an und reagieren auf die Bedürfnisse der dort untergebrachten Geflüchteten. Neben dem Fokus auf dem Schutz ihrer Menschen­rechte bietet der JRS den Camp-Bewohner:innen rechtliche Beratung und Übersetzungshilfe, Sprachkurse in Englisch und Bosnisch sowie Workshops über die Kultur und Geschichte von Bosnien und Herzegowina und anderer europäischer Länder.

Seit November 2020 betreut der JRS auch ein vorübergehendes Aufnahmezentrum, um die Migrant:innen durch den kalten Winter zu begleiten. In der Umgebung der Stadt Bihac gibt es 80 kleinere inoffizielle Stellen, oft verlassene, baufällige Häuser, wo Geflüchtete leben und auf sich allein gestellt sind. Hier verteilt der JRS Pakete mit Kleidung und anderen Hilfsgütern.

„Der JRS ist immer für uns da“

Im Asylzentrum am Rande der kosovarischen Hauptstadt Pristina dürfen sich Ankommende genau zwei Wochen lang aufhalten, ehe sie einen Asylantrag stellen müssen. Danach verschwinden die meisten wieder. Im Asyl-Prozess richtet sich der junge Staat ganz nach EU-Prozeduren. Dem JRS wird hier höchstes Vertrauen eingeräumt. Das Land, das Jahr für Jahr zigtausende Einheimische verlassen, hat kaum Erfahrung im Bereich Integration.

Mohammed, ein Asylwerber aus Syrien, der seit zwei Jahren im Kosovo ist, spricht noch kaum Albanisch, aber macht seit Kurzem Fortschritte: „Die Kurse vom Staat sind nicht gut“, berichtet er, „aber jetzt besuche ich die Kurse des JRS. Hier lerne ich mehr und dafür bin ich sehr dankbar. Der JRS ist immer für uns da.“ Ob er im Kosovo bleiben wird, weiß er noch nicht.

In der serbischen Hauptstadt Belgrad betreibt der JRS ein „Safehouse“ für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Platz ist für 15. Sie werden rundum versorgt und begleitet, und vor allem wird ihnen der Schulbesuch oder eine Ausbildung ermöglicht. JRS-Landesdirektor Miodrag Zivkovic erinnert sich an einen kleinen Jungen: „Er kam hier an und benutzte das Waschbecken für die Körperwäsche und die Kloschüssel zum Händewaschen“. Darum ist die Betreuung hier so wichtig. Einige wohnen ein paar Monate oder sogar Jahre im Haus, andere nutzen es, um sich auszuruhen, bevor sie zur Grenze aufbrechen. „Oft sind es die Eltern oder Verwandte, die Druck ausüben und die Kinder zur Weiterreise auffordern. Viele würden eigentlich gerne bleiben“, erzählt Miodrag.

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