– Vietnam

Wenn Land und Wasser sich treffen

Vietnam wurde im Herbst von mehreren Taifunen heimgesucht. Pater Trieu Nguyen, Mitarbeiter von jesuitenweltweit in Nürnberg, berichtet über ein Land, in dem die Regenzeit vom Segen zum Fluch wird.

Wussten Sie, dass das vietnamesische Wort nước ein mehrdeutiger Begriff ist? Es kann sowohl „Land“ als auch „Wasser“ bedeuten. Wörtlich würde „Deutschland“ auf Vietnamesisch Nước Đức heißen: „die Gewässer der Tugenden“.

Wasser spielte in Vietnam wegen seiner Geografie mit einer langen Küstenlinie vom Norden bis in den Süden schon immer eine wichtige Rolle. Das findet sich auch in der Sprache und Kultur wieder, zum Beispiel in der alten Tradition des Wasserpuppentheaters aus dem 11. Jahrhundert, bei dem Schauspieler hinter dem Vorhang bis zum Bauch im Wasser stehen und die Figuren bedienen. Das gibt es nur hier.

Regenzeit: Freude weicht Angst

Wenn die Regenzeit anbricht, dann herrscht Freude – und zugleich Hoffnung auf ein gutes Leben. Die Reisbauern können ihre Felder mit dem kostbaren Nass bestellen und freuen sich auf eine ertragreiche Ernte. Kinder tanzen und raufen miteinander im Regen und fangen „schleichende Fische“, die sich im Fließwasser fortbewegen.

Durch den Klima­wandel und den damit verbundenen Wirbelstürmen wird dieser Segen allmählich zum Fluch: entweder regnet es zu viel auf einmal oder zu wenig für lange Zeit. Papst Franziskus erwähnt die Folgen der Wetterextreme in seiner Weihnachtbotschaft 2020: „Der König des Himmels möge die von Naturkatastrophen heimgesuchten Bevölkerungen in Südostasien schützen, insbesondere auf den Philippinen und in Vietnam.“ Die vielen Stürme und Überschwemmungen richten nicht nur große Schäden an, sie haben gravierende Folgen für die lokale Wirtschaft und kosten Menschenleben.

Meer frisst Land

Klimaveränderungen kann man in Vietnam bereits beobachten: Immer wieder suchen heftige tropische Wirbelstürme, die sogenannten Taifune („großer Wind“) das Land heim und machen es besonders verwundbar. Der Weltklimarat zählt Vietnam mit seinen 90 Millionen Einwohnern zu den fünf am stärksten betroffenen Ländern Asiens.

Die Angst, dass das Wasser an den beiden großen Fluss-Deltas, dem Mekong im Süden und dem Roten Fluss im Norden, sowie an der langen Küste, das Land bald einnimmt, ist groß. Millionen Menschen werden ihre Lebensgrundlage verlieren.

Neun Wirbelstürme – und Corona

Allein zwischen September und November 2020 verwüsteten neun Wirbelstürme Südostasien, besonders Zentralvietnam. Sie hießen Noul, Linfa, Nangka, Ofel, Saudel, Molave, Goni, Etau, Vamco und fegten mit einer Windgeschwindigkeit von über 220 km/h durch das Land. Die Corona-Pandemie und viele Wetterextreme machten 2020 zu einem vernichtenden Jahr für die vietnamesische Bevölkerung. 1,3 Millionen Menschen mussten evakuiert werden, fast 250 starben.

Häuser, Schulen und Gesundheitsstationen wurden überflutet und beschädigt, Straßen und Deiche wurden durch Erdrutsche zerstört. Auch die Folgen für die Land­wirt­schaft waren und sind fatal: Fast 50.000 Hektar Reisfelder wurden vernichtet, über 25 Millionen Setzlinge sind verfault, Zehntausende Kühe und Millionen Hühner sind verendet.

Nothilfeprogramm der Jesuiten

Die vietnamesischen Jesuiten haben sofort mit den diözesanen Caritas-Stellen ein Nothilfe- und Wieder­auf­bauprogramm gestartet. In Zusammenarbeit mit Ordensschwestern, Pfarreien, buddhistischen Mönchen und lokalen Verantwortlichen wurden in den Überschwemmungsgebieten Hilfsbedürftige per Boot erreicht und mit Lebensmitteln versorgt. In einem zweiten Schritt wurden Hilfs- und Reparaturarbeiten und der Wieder­auf­bau zerstörter Häuser veranlasst. Für den Neustart erhielten die Menschen Setzlinge und Vieh. Koordiniert wurde die Nothilfe der Jesuiten von Pater Phuc Truong, mit dem wir in engem Kontakt stehen. Seinen Hilferuf haben wir unter anderem auch an die vietnamesische Community in Deutschland weitergeleitet und sind überwältigt von der Resonanz.

Allen Spenderinnen und Spendern herzlichen Dank für ihre Hilfsbereitschaft.
Xin chân thành cám on Ông/Bà, Anh/ Chi, Em.

Trieu Nguyen SJ

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